Linolschnitt

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Saturday, August 17, 2024

Schafalpwanderungen im August (überarbeitet 24.11.2024)

Allmächtige Politik gegen Mensch und Natur

Nicht wissen wollen über die Ökologie alpiner Kulturlandschaften. Ohne Bauern und Bäuerinnen, Tradition, Wissen und Mühe gibt es keine Zukunft. 

Blick über die Berge von der Schafalp ob Radons in Graubünden. Auf der gegenüber liegenden Talseite maschinell gemäht bis über die Baumgrenze.  Im Vordergrund Alpenrosen und das hohe, überständiges Gras aufgelassener Alpweiden. 

Am Samstagabend, vor der alljährlichen Alpwanderung der Schafzuchtvereine, packte ich den poppig pinken Rucksack meiner verstorbenen Tante, die eine eifrige Berggängerin war. Ich fand darin ein zwei Jahre altes Schreiben vom Steueramt meiner Schweizer Heimatgemeinde betreffend der Intrigen, weshalb ich diesen Blog zur Selbstverteidigung gestartet habe. Verdeckt in den Rucksack gesteckte Information, dass mein Haus und Vermögen auch in Deutschland zur Beute geworden waren, noch vor dem verhinderten Schafimport im Oktober 2022. Ich packte trotzdem Kamera, Selfie-Stick, Notizblock in einen anderen Rucksack, stand am Sonntag früh auf, um kurz vor fünf Uhr morgens mit Bus und Zug los zu fahren. Wie in meinem früheren Leben dachte ich, im Zug strickend und Musik hörend durch schöne Landschaften zu fahren. Die Einladung versprach: Eine knappe Stunde Wanderung zur Alphütte der Hirten, Informationen zu Herdenschutz, 1/4 Stunde weiter zur Schafherde, wo ich Fotos machen wollte.


Ich kam gerade noch rechtzeitig auf Umwegen zum Treffpunkt, da der Postbus zum Bergdorf nicht fuhr. Man hätte sich am Sonntag vorher anmelden müssen, was im Fahrplan nicht vermerkt war. Nur eine kurze Strecke liefen wir auf einer breiten Kiesstrasse. Dann ging es fast senkrecht hinauf in einer schmalen Schneise zwischen Bäumen mit überständigem Gras, Büschen und Felsen. die Trampelpfade, die in verschiedene Richtungen führten waren von Auge kaum zu erkennen. Man war auf die, die voraus eilten angewiesen, um zu erkennen, wo im holprigen Gelände der richtige Weg war. Mich befiel gleich zu Beginn des Aufstiegs zur Schafalp die Angst der Untrainierten.  Früher war ich Leistungsportlerin, dann topp fitte Landwirtin. Täglich sprang ich den Schafen in meinen steilen Berghängen hinter her  und mähte in Schräglage tagelang am Stück mit dem schweren Motormäher.

Aufstieg auf überwachsenen Schafwegen


Höhenangst hatte ich schon immer. Ich fürchtete auf der als lockere Übung ausgeschriebenen Wanderung den Tritt zu verlieren und abzustürzen, dass die Hubschrauberrettung hätte ausrücken müssen, um eine alternde, ihre körperlichen Fähigkeiten überschätzende Touristin zu bergen. Am Ende des Tages dann, erreichte mich die Einsicht, dass das wohl nicht passiert wäre, sondern man hätte mich liegen gelassen, auf dass ich verrotte und Monate, wenn nicht Jahre später die verwesten Überreste einer unbekannten Landstreicherin gefunden worden wären. Ein junger Mann hatte sich freundlicherweise angeboten, meinen zu schweren Rucksack mit Fotoausrüstung, Laptop und Wasserflasche zu tragen. Es wäre nichts gewesen an mir, das meine Identität hätte beweisen können und zum Zeitpunkt des Fundes wären keine Anhaltspunkte mehr da, wer ich war und woher ich gekommen war. Während ich das schreibe, erschrecke ich. Wie kann das sein? 

Ich habe hier auf diesem persönlichen Blog viel geschrieben über die Zeit des Nationalsozialismus, früherer Krisen, die nun schon ein Jahrhundert zurück liegen, mit dem Ziel der Aufklärung, wohl wissend, dass es einen Zusammenhang gibt zur heutigen Zeit. Ich gehöre der Generation der Kinder der Kriegskinder in Deutschland an. Seit meiner Kindheit, im Elternhaus, in Schule und im Studium der Agrarwissenschaften mit Fachrichtung Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, war die Katastrophe der schlechten Zeit der Wirtschafts- und Gesellschaftskrisen Anfang des 20. Jahrhunderts immer präsent, aber mit dem Abstand der liberalen, bildungsbürgerlichen Welt der Nachgeborenen. Politische Bildung zur Demokratie und Rechtsstaat wurde immer in den Kontext dessen gestellt, was das nationalsozialistische Deutschland angerichtet hat. Gleichzeitig lebte ich in der liberalen Nachkriegsgesellschaft, mit Chancengleichheit im Bildungswesen, freier Berufswahl, mit der Gewissheit und Sicherheit, dass Ausgrenzung aufgrund von Herkunft, Vergangenheit waren. 

In meiner Jugend erzählten ältere Menschen von ihren Erlebnissen, etwa während meiner Landwirtschaftslehre in Deutschland in den 1980er Jahre. Da arbeitete ich oft zusammen mit den Grossvätern auf meinen Lehrbetrieben. Das waren einfache Arbeiten wie Spinnweben abwischen im Stall, Obsternte, Gras von Hand zusammen rechen auf kleinen Restflächen, bei denen man sich unterhalten konnte. Die damals über 60-Jährigen, erzählten dann aus ihrem Leben, von ihrer Kindheit in den 1920er Jahren, als rund herum viele Höfe versteigert wurden und auch die Eltern nicht sagen konnten weshalb. Das seien normale Bauernhöfe gewesen, die ordentlich gewirtschaftet haben, sagte der alte Bauer, der wegen Kriegsverletzungen gehbehindert war und nur Schonkost essen konnte. Einmal kam während meiner Lehre ein uraltes Pärchen vorbei. Meine Chefin gab ihnen Brot, Speck und selbst gemachte Konserven. Die beiden seien früher Magd und Knecht gewesen auf einem Bauernhof, als es noch keine Sozialversicherungen gab und verbrachten ihren Lebensabend nach den alten Traditionen, erklärte mir meine Chefin. Im Sommer seien sie auf Wanderschaft. Jeder Bauernhof, bei dem sie vorbei kämen, sei verpflichtet, ihnen etwas zu Essen zu geben. Sie habe ihnen Geld geben wollen, damit sie zu einem Arzt gehen könnten, oder sich selbst etwas kaufen, sagte meine Chefin. Sie hätten aber nur Naturalien angenommen. Im Winter blieben sie dann auf einem Hof, wo es eine Kammer gab und sie sich mit einfachen Arbeiten nützlich machen könnten. Die beiden waren damals sicher über 80 Jahre alt. Ihre feingliedrige Erscheinung kam mir vor wie aus einer anderen Welt. Später erinnerte ich mich öfters an sie und was sie in der früheren Zeit für ein Schicksal hatten. Vielleicht waren sie selbst Hofbesitzer gewesen, jüdischer Herkunft, die ihren Hof verloren haben, ohne genügend Mittel für die Auswanderung zu haben, versteckte U-Boote auf dem Land. Stolpersteine und Gedenklisten der vom NS-Terror-Regime Verfolgten finden sich eher in den Städten. Der Vater einer Freundin, der in sehr einfachen Verhältnissen auf dem Land aufwuchs, als eines von vielen Kindern, hat ein Buch geschrieben über seine Mutter. Ich konnte es nicht fertig lesen, weil es so schlimm war, wie die Verhältnisse waren, obwohl er mit sehr viel Einfühlungsvermögen schrieb. 

Jung rennt voraus, Alt und Lahm soll schauen wo sie bleiben


Ich war nicht die Einzige, die den Text der Einladung zur Alpwanderung falsch verstanden hat. Wo 2017 auf der ersten Alpwanderung für Ostschweizer Schafhalter, über die ich auf diesem Blog berichtete, Gehbehinderte mit dem Auto hoch gefahren wurden, kämpften sich in diesem Jahr Menschen mit leiblicher Fülle und Turnschuhen, ein Pensionierter mit zwei Stöcken, über die senkrecht verlaufenden, sich in alle Richtungen abzweigenden unebenen Trampelpfade. Man sah die ortskundigen, vorauseilenden jungen Schafbauern bald kaum mehr, ob sie senkrecht weiter gegangen, oder hinter Bäumen schon abgezweigt waren. So aber hatte ich Gesellschaft, die sich auch regelmässige Verschnaufpausen gönnte, sich immer wieder einmal auf einen Felsbrocken setzte. Eine Frau sagte dann beim verspäteten Mittagessen im Berggasthof nach dem Abstieg, dass sie eine Unterzuckerung gehabt habe. Man fragt sich, wo die Verantwortung der Organisatoren blieb. Was ist ihnen ein Menschenleben wert? Rechneten sie damit, dass im Versicherungsfall alle Instanzen weg schauten, oder eilen sie mit Scheuklappen behaftet voraus nach ihren eigenen persönlichen, von Subventionen getriebenen Vorstellungen der Schafhaltung im Alpenraum? 

Subventionen, die nur sie haben sollen, auf keinen Fall andere, die die Vorgaben für Direktzahlungen erfüllen, wie sie in der Schweizer Verfassung stehen. In einem politischen Essay las ich, dass die neue Weltordnung diejenige des Merkantilismus sei, die politische Philosophie des französischen Sonnenkönigs Louis XIV (1638-1715) und der Kolonialreiche früherer Zeiten: Staaten und Staatengemeinschaften, Gruppierungen der Gesellschaft schauen für sich auf Kosten der anderen. Wie Behördenschreiben von vor zwei Jahren belegen, die ich vor der Abfahrt in meinem Rucksack fand, ist wer einen Landwirtschaftsbetrieb unter der vorgeschriebenen Beleihungsgrenze nach Schweizer Bäuerlichem Bodenrecht und naturnah seit Jahren bewirtschaftet zu Freiwild erklärt worden, dass ihm oder ihr alles weggenommen wird, einschliesslich Lebensfreude, Privatsphäre und Zukunft. Neulich las ich einen Kommentar im Internet:

"Baby-Boomer, setzt euch damit auseinander, dass ihr bald sterben werdet"


Offenbar gibt es eine neue Form von Generationenkonflikt. Die vielen politischen Diskussionen wegen der drohenden Belastung der Renten- und Gesundheitskosten durch die Geburten starken Jahrgänge der  1950er und 1960er Jahren, wirkt bei manchen Jüngeren wohl so, dass sie denken, Ältere seien überflüssig. Ein US amerikanischer Experte für psychologische Kriegsführung, sagte, es sei einfacher jemanden zu überzeugen, andere zu töten, als ein Produkt zu kaufen. Dieser Psychologe war beim Militär tätig in der Ausbildung von Spionen, die aus Ländern kamen, die, wenn sie erwischt worden wären als Spione für den US-Geheimdienst, zum Tode verurteilt worden wären. Auch wenn es bei solcher Spionagetätigkeit um die Verhinderung von Terroranschläge gegen Unschuldige geht, müssen solche Menschen darauf vorbereitet werden, dass sie durch ihre Tätigkeit von Tod und Folter bedroht sind. Später kündigte der Psychologe den Militär-Job und arbeitete im zivilen Leben als Unternehmensberater. Das Interview, das ich sah, war im Zusammenhang mit den Attentaten auf Präsident Trump während des Wahlkampfes vor seiner zweiten Amtszeit und um zu erklären, weshalb jemand so etwas macht.

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Übergang von der Hütte für die Hirten zur Schafherde.



Als ich in den 1980er Jahren auf Alpen arbeitete, gingen wir zu Beginn der Alpzeit über die Wiesen und schlugen mit dem Gertel (Hippe) die kleinen Fichten ab, die in den Weiden vor allem am Waldrand gekeimt waren. Solche Haumesser sind in Gebrauch seit der Bronzezeit, also seit 4000 Jahren, was darauf hin deutet, dass die alpinen Landschaften schon sehr lange Kulturlandschaften sind und Pflege, angepasste Bewirtschaftung erfordern. Auf dem Foto sieht man, dass solche Pflege seit Jahren nicht mehr gemacht wurde. Mein Ehemann wurde früher regelmässig im Frühjahr und im Herbst aufgeboten für Frondienst, entsprechend der Alprechte für die Aufzuchtrinder, die mit unserem Bauernhof verbunden war. Zusammen mit dem Alpmeister und anderen Bauern pflegten sie jeweils an mehreren Tagen Wege und Waldränder, entfernten Unkraut und kleine Bäume, ebneten Trittschäden aus.

Herdenschutz


Schliesslich erreichten wir nach dem mühsamen Aufstieg das in den Hang hinein geklebten Minihaus, Unterkunft für die Alphirten Julia und Julius, Studenten aus Mitteldeutschland, wie sie vorgestellt wurden vom Alpmeister, der uns dann von seinem Herdenschutzkonzept erzählte. Er hat sechs ausgebildete Pyrenäenhunde, die seine Schafherde bewachten. Einer stünde jeweils oberhalb der Herde. Die anderen sind inmitten der Schafe. Kommen Wölfe in die Nähe, bellen sie. Bevor er die Hunde bekam, habe er gerade in diesem Teil der Alp schon einmal 33 Schafe auf einmal an die Wölfe verloren. Er sprach von über 900 Schafen auf der Alp. Die Schafherde, die von Julia und Julius mit drei Hunden behütet wird, ist aber wohl nur ein kleiner Teil. 

Fast hätte ich den Abzweig verpasst beim Abstieg zur Herde, die zu fotografieren der Grund gewesen war für die Strapaze des Aufstiegs mit schwerem Rucksack. Während ich hinüber stakse über den unebenen Weg, nur die Kamera um den Hals, sind die anderen Schafalptouristen schon auf dem Abstieg Richtung Bergrestaurant. Sie verschwinden gerade im Wald unterhalb der von Alpenrosen und anderem Gebüsch überwucherten früheren Alpweide. Wie man auf dem Foto unten sieht, stehen ein paar der modernen Schafbauern in der Herde und fachsimpeln. 

Schafherde auf der Alp Sogot in Graubünden



Eine Gruppe Jungschafe auf dem Weg zum Bach für Wasser. Normalerweise weisen die erfahrenen, alten Schafe den Weg auf einer Alp in solcher Höhe.


Abstieg und Rückblick auf die Alpwanderung im vergangenen Jahr


Ein paar Fotos geknipst und schon muss ich zurück eilen, um nicht den Anschluss für den Abstieg zu verpassen. Ich steige über Schafnetze im hohen Gras, wie schon im letzten Jahr auf einer St. Galler Schafalp. Dort sah man die  Hütte und die Schafherde vom Abzweig des breiten Wanderwegs, der von der Seilbahn und am Bergrestaurant vorbei führte. Der Aufstieg war dann relativ einfach. Der Abstieg aber ohne Weg schwieriger, über das bucklige Gelände mit hohen Grasbüscheln, die die tiefen Löcher im felsigen Boden verdeckten, ähnlich der Gletscherspalten, in die man hinein fallen könnte. Der Sinn der Schafnetze, der enorme Aufwand, sie aufzustellen, bleibt ein Rätsel. Über diese Netze zu steigen war dieses Jahr einfacher auf der Bündner Alp. Die Plastiknetze waren an den Übertrittsorten kunstvoll herunter gedrückt und befestigt für einfaches darüber steigen, deshalb wahrscheinlich ohne Strom. In diesem Jahr waren allerdings meine Füsse schon etwas wackelig von der Anstrengung des Aufstiegs und dem leeren Magen, denn es war schon einige Zeit nach der in der Ausschreibung terminierten Mittagspause mit Verpflegung im Bergrestaurant. Ich füge noch ein paar Fotos ein von der Alpwanderung im vergangenen Jahr 2023, die auf die Alp Findels im St. Galler Oberland führte. 


Impressionen verbuschter, aufgelassener Alpweiden mit Netz unten rechts bei der Alpwanderung 2023 zur Alp Findels im Kanton St. Gallen. Gute Bedingungen für Wölfe, um sich im Gebüsch versteckt an Schafherden heran zu machen.


Schafnetz auf Alp Findels vor dem Abstieg mit Bergpanorama.


Schafherde hoch oben auf der Alp Findels im Kanton St. Gallen 2023. Der braune Schleier von alten Grashalmen zeigt, dass zu wenige Schafe hier weiden. Das ist schlecht für den Grasbestand, da Schafe selektieren, Altes stehen lassen. Viehwege lassen vermuten, dass hier früher Rinder weideten.


Eine wissenschaftliche Studie aus der Schweiz belegt, dass das Gras der Hochalpen besser wächst, vor allem wegen der längeren Zeiten, in denen kein Schnee liegt. Durch angepasste, traditionelle Schafweide könnte also sehr viel getan werden, um Kohlenstoff, also CO2 aus der Atmosphäre zu holen und dabei durch den Verkauf von Wolle, Fleisch und Milch Wertschöpfung zu erreichen. Die hier vorgestellten Alpen waren aber vermutlich früher Rinderweiden. 

Traditionelle Rinderweide wegen komparativen Kostenvorteilen 


In den Schweizer Alpen weiden Schafe traditionell auf den höher gelegenen Grasmatten, oder nach den Aufzuchtrindern, die seit über 200 Jahren die traditionelle Bewirtschaftung von Alpweiden darstellen, neben Kühen, deren Milch in Sennereien zu Alpkäse verarbeitet wurde. In der Schweiz war die Landwirtschaft auf Milchwirtschaft für den Export von hochwertigen Käse ausgerichtet, wegen der guten Standortbedingungen, mit produktivem Grünland im Talgebiet und der voralpinen Hügelzone. Die Lehre der komparativen Kosten bedingte, dass im Berggebiet viele Bergbauern neben den eigenen Aufzuchtrinder auch Rinder von anderen im Aufzuchtvertrag im Stall hatten und sömmerten für die professionellen Milchviehbetriebe der Talzone. Dieses System zu fördern war immer ein wichtiges Ziel der Schweizer Agrarpolitik. Ab der sogenannten Sistierung der Agrarpolitik durch das Schweizer Parlament im Jahr 2012 ist offenbar in den Kreisen der politisch und wirtschaftlich Mächtigen das Wissen über die Bedeutung der Landwirtschaft für die Lebensgrundlagen, Wohlstand und Gesamtinteresse (Begriff aus dem Schweizerischen Recht) verloren gegangen. Überhaupt scheint es, dass es den Menschen, die in den Agrarverwaltungen arbeiten, nicht mehr bewusst ist, dass die Geografie der Schweiz mit 70% der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Dauergrasland, keine andere Nutzung erlaubt, als über Gras fressende Nutztiere. 

Klimawandel und Fachwissen


In den Klimamodellen, die auf Simulationen beruhen, ist die Einlagerung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre durch Boden und Pflanzen nicht berücksichtigt, womit das Wichtigste fehlt. Über den Kohlenstoffzyklus steht der Boden seit Urzeiten mit der Atmosphäre in Kontakt, die vor Jahrmillionen wegen Vulkanausbrüchen bei der Entstehung des Planeten sehr viel CO2 und andere giftige Gase enthielt. Nur langsam atmeten Bodenorganismen und später Pflanzen, das CO2 ein und Sauerstoff aus, bis genügend Sauerstoff zum Atmen da war. Die fossilen Brennstoffe waren ja auch einmal Pflanzen, die dann durch Bewegungen und Überlagerungen von Gesteinsschichten eingeschlossen wurden.  In der öffentlichen Diskussion fehlt zudem auch der Einfluss auf Wetter und Temperaturveränderungen durch:

  • Wasserkreislauf aus Verdunstung, v.a. von intensiv bewirtschaftetem Grünland, und die Verfrachtung dieses Wasserdampfes über weite Strecken in höheren Schichten der Atmosphäre, sodass der Regen dann anderswo herunter kommt, oft als Starkregen.

  • Elektromotoren und andere Maschinen und Geräte, die Wärme direkt abstrahlen, was vor allem bei grossen Mengen ins Gewicht fällt, sodass man zum Beispiel für die Kühlung Verfahren ohne Kompressoren wählen sollte und bei Autos und Transporten offen bleiben sollte für andere Technologien als Elektroautos und -lastwägen.

  • Die Meeresströme und deren Wechselwirkungen, am bekanntesten sind El Nino und La Nina. 

Die Meeresströme haben im komplexen System Erde auf vieles einen Einfluss, nicht nur auf das Wetter und Klima. Zurzeit besteht eine besondere Konstellation zwischen diesen beiden Meeresströmungen, wegen der schon ab 2016 Experten eine Pandemie erwarteten (Spinney, 2017), wobei einige gesagt haben, die Corona Pandemie sei nicht die erwartete grosse gewesen, sondern nur eine Vorwarnung. Die naturwissenschaftliche, die rationale Erklärung, weshalb die Meeresströmungen einen Einfluss auf Pandemien haben, ist bisher nicht genau erforscht. Dieser Einschub soll deutlich machen, dass die Natur uns Warnungen gibt. So sind auch die extremen Wetterereignissen, Bergrutsche Vorwarnungen. Gefährlich ist am Klimawandel vor allem, dass sich viele der Prozesse, die zur Erderwärmung führen, von selbst verstärken und so zum sogenannten gallopierenden Treibhauseffekt (runaway climate change) führen können. Das ist in der Erdgeschichte wegen Vulkanausbrüchen schon einmal passiert, dass es wiederum Jahrmillionen gebraucht hat, bis wieder die Bedingungen für Leben erreicht waren.

Auf ihre Wahlergebnisse bedachte Politiker missachten solche Warnungen der Natur regelmässig. Es hat sich sogar in letzter Zeit eine Art von Fatalismus ausgebreitet. Da heisst es dann bei jeder Naturkatastrophe, sei es eine Überschwemmung in tropischen Ländern, oder Erdrutschen in den Alpen, es sei da halt der Klimawandel schuld, statt sich die Ursachen anzusehen und pragmatisch nach Abhilfe zu suchen. Auf jeden Fall hat die falsche Landnutzung einen grossen Einfluss auf die Temperaturerhöhung und den Klimawandel und es wäre sowohl kostengünstig, wie auch mit weiteren Vorteilen verbunden, sie als erstes anzugehen. Dies trifft gerade in den Alpen zu, wo die Lebensbedingungen und auch der Tourismus als wichtiger Wirtschaftszweig von der Landschaft abhängig sind. Siehe zu der Thematik des Klimawandels auch den früheren Post Schafe schufen alpine Graslandschaften und erhalten den Lebensraum.

Weshalb Klimaaktivist:innen ausgerechnet den Politiker:innen die Schuld geben und nach Klimapolitik schreien, statt sich um eine naturwissenschaftliche Ausbildung zu bemühen, damit sie selbst mitwirken können gegen den Klimawandel, verstehe ich nicht. In meiner Zeit waren die Agrarwissenschaften an den sieben Universitäten in Westdeutschland, der ETH Zürich und der Universität für Bodenkultur in Wien überlaufen mit Studenten, die über die Umwelt etwas lernen wollten, da es kaum einschlägige Umweltstudiengänge gab zu dieser Zeit und die Umweltbewegung gerade die Partei der Grünen in den deutschen Bundestag gebracht hat.

Förderung der Agrarwissenschaften an Hochschulen ist Klimaschutz 


Kürzlich hat der Sachverständigenrat für Umwelt, beratendes Gremium der deutschen Bundesregierung, geraten, die Agrarwissenschaften an den Hochschulen besonders zu fördern, da gerade dieses Studium wichtig sei für die Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen von Klimawandel und Ernährung. Das liegt auch daran, dass die naturwissenschaftlichen Fächer Chemie, Physik, Anatomie, Zoologie, Botanik auf dem Lehrplan stehen schon im Grundstudium, dazu Mathematik, Statistik und Volkswirtschaftslehre. Bereits 2011 sagte eine Pflanzenbauprofessorin an einer Tagung in München, dass für die anerkannt wichtige Zucht von Getreide keine Doktoranden mehr gefunden werden können, die über die nötigen Kenntnisse in Statistik verfügen, oder bereit seien, sich diese anzueignen. Insgesamt haben die Agrarfakultäten an den deutschsprachigen Universitäten Schwierigkeiten überhaupt noch Studenten und Studentinnen zu finden, weil eben kein Interesse mehr da ist für schwierige Fachgebiete und wahrscheinlich auch die Fähigkeiten sie zu lernen, dank oberflächlicher Informationsbeschaffung aus den tendenziösen Geschwätzigkeit des Internets, um dann moralisierende Polemik weiter zu verbreiten bis hin zu strafbaren Hassreden und Drohungen. 

Fragen der Alpbewirtschaftung, der Vermeidung der Verbuschung von Alpweiden waren immer Gegenstand der Diskussionen unter Fachleuten und Praktikern aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz, die früher interdisziplinär zusammen arbeiteten statt wie heute oft gegeneinander. Auch die Leiter und Mitarbeitende des St. Galler Landwirtschaftsamts mit Agrarstudium haben dies in ihrer Ausbildung an der ETH Zürich und der Fachhochschule Bern so gelernt. Ich habe Ende 1980er Jahre an der ETH Zürich studiert und war ab 1992 im Schweizerischen Verband der Ingenieur Agronomen und Lebensmitteltechnologen Svial engagiert, unter anderem in der Kommission, die für die Weiterbildung zuständig war und mit den ETH-Professoren eng zusammen arbeitete. 



"Nicht wissen ist etwas anderes als nicht wissen wollen. Nichtwissen ist eine Schwäche, die Ablehnung von Wissen aber ist Zeichen eines bösen Willens."

Hugo von St. Viktor (1097-1141), Mitbegründer der Philosophie und Naturwissenschaften



Die Mitarbeitenden und der Leiter des St. Galler Landwirtschaftsamts haben also dieselbe Ausbildung wie ich, kennen die geschilderten Zusammenhänge genauso. Weltweit haben Finanzspekulanten ohne Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis die Landwirtschaft vereinnahmt. Nach Aussage eines Finanzexperten ist das wegen den steigenden Nahrungsmittelpreisen. Einerseits wollen sie einen Profit daraus machen und stufen das Risiko als gering ein. Andererseits haben  sie weder Wissen noch Interesse an der Praxis und Produktion und interessieren sich nicht für die Folgen ihrer Politik und Verwaltung, sowohl für die Landwirte, für den ganzen Sektor, die Umwelt und die Volkswirtschaften. 

Erste Folgen der falschen Bewirtschaftung stellen sich ein


Immerhin sind im Tessin ganze Häuser in den Laggo Maggiore gespült worden. In einer Radiomeldung sagte ein ortsansässiger Politiker auf Englisch, dass er damit rechne, dass wegen der bestehenden Anrisse, in Kürze weitere, grössere Katastrophen zu erwarten sind, er nicht wisse, wie reagieren. Es starben Menschen, was offenbar niemanden mehr berührt. Ein kurzer Videoklipp im Wallis zeigte eine den Tränen nahe Bürgermeisterin, die sagte, sie wisse nicht, wo überhaupt anfangen mit den Aufräumarbeiten, welche Stellen zuständig sind und wie finanzieren. Die Gemeinde verfüge nicht ansatzweise über irgendwelche zusätzliche Mittel. Die Neueste Zürcher Zeitung veröffentlichte, wie andere Medien auch, ein paar Bilder im Internet von zerstörten einzelnen Häusern im Tessin, mit dem Vermerk, dass viele Betroffene nun ihr ganzes Hab und Gut, die Lebensexistenz verloren hätten. Wo beim Tsunami in Asien, fern der Schweizer Heimat, 2004 noch grosse Spendenaufrufe auf allen Medienkanälen verbreitet wurden, bleibt heute nur der Zynismus und die Häme für die eigenen Mitbürger:innen und keinerlei Nachdenken darüber, der falschen Entwicklung ein Ende zu bereiten. Unter der Alp im St. Galler Oberland, die ich im vergangenen Jahr besucht habe, ist zuerst ein stark verbuschter Steilhang, dann direkt darunter ein Stausee. Ich habe in meinem Schreiben an den St. Galler Regierungsrat ca. 2012 nicht den Nationalsozialismus und Holocaust als Beispiel genommen, sondern die Krise der Great Depression mit Dustbowl in den USA der 1930er und 1940er Jahren. Gemeinsam haben diese Sorte von Krisen, dass Menschen zu Überflüssigen erklärt werden, Untergangsspekulanten am Werk sind, die nur an der Zerstörung interessiert sind. Alle, die meinen mit solch einer Politik, etwa durch Bauen für reiche Steuerzahler, einen volkswirtschaftlichen, oder betriebswirtschaftlichen Gewinn zu erzielen, liegen falsch, was spätestens seit dem Holocaust in vielfacher Ausführung bewiesen ist.

Alternativen und Lösungen für weniger Weidetiere in den Alpen 


Es ist für mich nicht einsichtig, dass Regierungsmitglieder und Amtsleitung und Mitarbeitende von Kantonen nicht von Beginn an dafür sorgen und arbeiten, dass nach fachlicher Praxis und wissensbasiert gearbeitet wird in den entsprechenden Behörden, für und nicht gegen die bis zur Abhängigkeit betroffenen Berufsleute, Landbesitzer und Bürger:innen. Wie schon erwähnt, haben Mitarbeiter im kantonalen Landwirtschaftsamt dasselbe Studium, Kenntnisse wie ich.  Ich habe im Projekt Energiegras/Feldholz in den 1990er Jahren immer auch international darauf hingewiesen, wie wichtig es für das Alpenland Schweiz ist, dass Alternativen bereit sind bei veränderter Agrarpolitik, wenn Agrarflächen nicht mehr lohnen für die Bewirtschaftung, um zum Beispiel Gras und Feldgehölz für die Produktion von Strom und Wärme zu nutzen. Auf der Alp im Kanton St. Gallen im letzten Jahr wuchsen vor allem Grünerlen, die natürlicherweise aufkommen, wenn eine Alpweide aufgelassen wird.

 
Grünerlen auf der Alp Findels im Kanton St. Gallen.


Auf der braunen Fläche auf dem Bild haben zuerst Ziegen die Blätter und Rinden der Grünerlen abgefressen. Dadurch stirbt die Pflanze ab, aber die toten Äste bleiben. Hier wurden sie abgebrannt. Von der Wiederbegrünung von Skipisten nach dem Planieren in den Hochalpen weiss man, dass vor allem wegen der kurzen Vegetationszeit und den spezialisierten Pflanzenarten, nur sehr schwer wieder Gras dort wachsen wird. Die Gefahr ist gross, dass der Hang abrutscht, wenn nicht wieder Grünerlen dort wachsen. 

Grünerlen und Projekt Energiegras/Feldholz


Die Verbuschung mit Grünerlen ist die natürliche Sukzession, wie der Fachbegriff heisst. Ihre biegsamen Äste legen sich unter der Last des Schnees im Winter flach, sodass die untere Schneeschicht nicht anfriert und Lawinen darüber rutschen ohne etwas auszureissen. Es bildet sich dann aber kein Schutzwald, der auf Dauer die einzige Lösung ist für ehemalige Weideflächen im Hochgebirge, die nicht mehr als Weide gebraucht werden. Es macht keinen Sinn mit Ziegen und Handarbeit das Gebüsch zu entfernen, mit bisher unerforschten Methoden wieder Grünland anzulegen, wenn keine Weidetiere mehr wirtschaftlich dort grasen können. In Österreich finden derzeit Praxisversuche statt, damit an die klimatischen Bedingungen angepasster Wald aufkommt in solchen Grünerlenteppichen. Die Überführung hochalpiner Grasmatten in Wald kann nicht der Natur überlassen werden, weil ohne Beweidung instabile Pflanzengesellschaften sich bilden. Ab einer gewissen Höhe wächst gar nichts mehr, was belegt ist durch die schwierigen und oft vergeblichen Versuche auf Skipisten nach Planierarbeiten wieder einen Grasbewuchs anzusiedeln, vor allem wegen der kurzen Vegetationsperiode. Flächen, die von Grünerlen überwachsen sind vermögen zwar das Abrutschen der Hänge zu verhindern. Sie bieten aber keine wirtschaftlich verwertbaren Holzprodukte im Vergleich zu Wald.

Fragen von energetischer Nutzung von bisher landwirtschaftlich genutzten Äckern und Wiesen in der Schweiz, die bei rückläufigen Viehbeständen aufgrund geänderter Agrarpolitik frei würden, war Gegenstand des Forschungsprojekts Energiegras und Feldholz  Anfang der 1990er Jahre, an dem ich das Teilprojekt Ökonomie leitete. Der heutige Schweizer Bundesrat für Justiz befasste sich als studierter Umweltnaturwissenschaftler ETH mit den Ökobilanzen in diesem Projekt. Ökobilanzierung als Methode wurde massgeblich in der Schweiz entwickelt. Warum nicht erst Kostennutzenrechnungen und Ökobilanzen durchführen lassen, wenn veränderte Rahmenbedingungen und Agrarpolitik eine Änderung der Landbewirtschaftung bedingen? Es ist gut, dass die Schweiz einen ausgebildeten Landwirt und Umweltnaturwissenschaftler als Justizminister hat, der auch noch über sehr gute Regierungserfahrung in einem Schweizer Stadt-Kanton verfügt, sodass man hoffen kann. Es gehört zur professionellen Arbeit von Ingenieur:innen, Agrarwissenschaftler:innen und Ökonom:innen sich zuerst ausgiebig mit den bestehenden Gesetzen befassen und nicht gleich von vorne herein immer neue Gesetze, Verwaltungsvorschriften und Volksinitiativen in Angriff nehmen. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass das Prinzip der Subsidiarität im Schweizer Rechtssystem einen ausserordentlich hohen Stellenwert hat. Rechtssysteme, die in den einzelnen Nationalstaaten sich unterscheiden, haben Prinzipien, die über die einzelnen gesetzlichen Vorschriften hinaus gehen, beziehungsweise, auf die der Gesetzgeber beim Erlass von neuen Verfassungsartikeln, Gesetzen und Verordnungen Rücksicht nehmen muss. 

Subsidiarität


Das Prinzip der Susidiarität bedeutet, dass der Staat erst interveniert mit politischen Vorgaben, Subventionen und anderen Förderungsmassnahmen, wenn alle Möglichkeiten der Lösung eines Problems im bestehenden Rahmen und durch die Betroffenen selbst gelöst werden kann. Die flächendeckende Bewirtschaftung des Schweizer Berggebiets mit grossen Milchviehherden in Neubauten, die unter hoher Verschuldung der Betriebsleiterfamilie gebaut und bewirtschaftet werden, beispielsweise mit Melkroboter, kann nicht die Anforderungen erfüllen, um die Alpen als Lebens- und Wirtschaftsraum zu erhalten. Das bedeutet nicht grundsätzlich, dass die Berglandwirtschaftsbetriebe grösser werden können, moderne Ställe gebaut werden sollen. Die Direktzahlungspolitik der Schweiz, die sich nicht mehr an die Gesetze und Bedingungen hält, hat dazu geführt, dass Betriebe überkapitalisiert sind, was bedeutet, dass sie zu hoch verschuldet sind und die Direktzahlungen an die Kreditgeber abgeführt werden und nicht mehr als Entgelt für die Leistung, etwa zur Erhaltung der Kulturlandwirtschaft. An einer Veranstaltung um 2010 herum wurden drei solche Betriebe vorgestellt, die teilweise aus Kooperationen entstanden waren und im Talgebiet waren. Alle Betriebsleiter, auch die von Kooperationen mit mehreren Landwirten, sagten, sie hätten keine Nachfolger:innen in der Familie und von vorne herein so geplant, dass die Betriebe nach ihrer Pensionierung geschlossen würden. In vielen Schweizer Kantonen muss bei der Beantragung der Baubewilligung für einen solchen Grossstall nachgewiesen und vertraglich festgehalten werden, dass die Baute ausserhalb der Bauzone wieder rückgebaut wird, wenn sie nicht mehr gebraucht wird als Kuhstall. 

Rückbesinnung auf die traditionelle Bewirtschaftung


Spätestens seit den kürzlichen Umweltkatastrophen im Wallis, Tessin und im Berner Oberland, sollte klar sein, dass man sich im Alpenland Schweiz auf die Traditionen der Berglandwirtschaft und der hochstehenden wissenschaftlichen Institutionen für den Schutz vor Lawinen und Naturkatastrophen rückbesinnen sollte. Das Energiegras/Feldholz Projekt der 1990er Jahre bezog sich eher auf die voralpine Hügelzone und das Talgebiet, weil es damals als ausgeschlossen galt, dass in der Schweiz für die Berglandwirtschaft keine Erhaltungspolitik mehr betrieben würde. Für das Feldholz gab es Versuchsflächen mit gemischten Beständen von Gehölzen, einschliesslich langsam wachsender Nussbäume, die stufig geschnitten wurden, wie dies bei den biodiversen Hecken traditioneller Bewirtschaftung der Fall war, so angelegt, dass diese Flächen nicht zum Wald deklariert wurden, da sie sonst nicht wieder hätten als landwirtschaftliche Nutzflächen bei Bedarf wieder in die Grünland- oder Ackerproduktion genommen worden wären. Ich habe auf unzähligen Betriebsbesuchen als Journalistin, Beraterin und Kontrolleurin bis Ende 2000er Jahre, als Alpsennin in den 1980er Jahren, gesehen, mit wie wenig Subventionen und Unterstützung die Schweizer Bergbauern ihre oft harte und ausdauernde Arbeit machten, wie sie steile Hänge mit der Seilwinde bearbeiteten, zusammen mit Freunden, Verwandten in Eigenleistung Ställe bauten mit Beginn der Agrarreform Anfang 1990er Jahre, als die Vorschriften der Planwirtschaft gelockert wurden. 

In das Energiegras/Feldholz Projekt bin ich eingestiegen, als meine Vorgängerin sich neu orientierte. Es war befristet, weshalb ich auf viele internationale Tagungen und Konferenzen ging, grösstenteils auf eigene Kosten, um Kontakte zu knüpfen für ein neues Projekt, das auch der Schweiz Ansehen gebracht hätte. Dabei habe ich immer unser Projekt vorgestellt in wissenschaftlichen Abhandlungen, in Diavorträgen, auf Posters. Ich habe immer betont, wie wichtig die Erhaltungspolitik für die Landwirtschaft in der Schweiz ist für die flächendeckende landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Ich war ab 1990, als ich Wohnsitz nahm in der Schweiz, praktizierende Landwirtin, zuerst zusammen mit meinem Ehemann, ab 2002 alleine. Ich habe also alle Verwaltungsverfahren ab 1990 aus der Sicht der Praxis mitbekommen betreffend Landwirtschaftsbetriebe, zumal ich ab 1999 auch als Journalistin für die Agrar- und Verbandspresse über die Agrarreform von der Preis- und Absatz Politik zur Politik der Direktzahlungen schrieb. Vor Kurzem habe ich den Bericht der Expertenkommission des Volkswirtschaftsdepartements von 1990 aus der Bibliothek bezogen. Die Zitate zur Arbeit der sogenannten Kommission Popp, benannt nach dem Agrarökonomen und langjährigen Vizedirektor des Schweizerischen Bundesamts für Landwirtschaft, Hans W. Popp (1930-2020) wurden aus meiner Diplomarbeit gestrichen. Ich würde den heutigen Politikern empfehlen, diesen Bericht zu studieren, um zu verstehen, wie die politische Willensbildung, die Gesetzgebung im Schweizer System vorgesehen ist, wenn Fach- und Expertenwissen nötig ist und die langfristigen Folgen einer aus der parteipolitischen Motivation heraus aus der Hüfte geschossenen programmatischen Politik verheerende Folgen haben kann. Leider wurde dieses Werk wie auch ein anderes und Bücher in meinem Besitz, verändert zu gegenläufiger Aussage. Wie ich entsprechenden Pressetexten entnehme, gab es eine sogenannte Spezialdruckerei der Bank Credit Suisse, der man das unterstellen kann. Ich halte es nicht für verwerflich oder Whistleblowing, so etwas bekannt zu machen. Solches Vorgehen muss beendet werden.

Kantone gaben die Daseinsvorsorge preis


Die Neuordnung der Aufgabenteilung zwischen Bund, den Kantonen und Gemeinden in den 2000er Jahre, den sogenannten neuen Finanzausgleich begleitete ich als Lokaljournalistin. Dazu gehörte zum Beispiel, das früher der Gemeinde gehörende Spital Wattwil an den Kanton St. Gallen überging, die Berufsausbildung für Landwirte in die allgemeine Berufsausbildung eingegliedert wurde. Die Landwirtschaftsverwaltung ging vom Bund in die Zuständigkeit der Kantone. Es wäre mir damals nie in  den Sinn gekommen, dass die Kantonsregierung nicht einfach weiter gewirtschaftet hätte, etwa mit dem immer wirtschaftlich geführten Allgemeinspital, dessen hervorragende Abteilungen Geriatrie und Alkoholtherapie noch hätten ausgebaut werden können, um Patienten aus anderen Kantonen zu gewinnen. Die Gemeinde tätigte noch extra Investitionen in die Gebäude des Spitals, um ein rundum funktionierendes Spital zu übergeben, bevor es in die Verantwortlichkeit des Kantons ging. Schliesslich war es der grösste Arbeitgeber mit rund 400 Steuerzahlenden Angestellten der höheren Lohnklassen. Ärzte und Pflegende engagieren sich zudem überdurchschnittlich für Kultur und Bildung. Heute pendeln viele Angestellte der verbliebenen Industriebetriebe in der Region ein. Da in der Schweiz die Gemeinde die Einkommenssteuern bekommt, fehlen Einnahmen. Der Haushalt einer Gemeinde kann nicht gespeist werden durch Spekulationsgeschäfte und Enteignungen und Verkauf der Ressourcen, sondern nur auf der Basis von wirtschaftlichen Aktivitäten der Bevölkerung. 

Landwirtschaft nur um Subventionen einzukassieren


Die Schweizer Landwirtschaft, die personenbezogenen und Betriebsdaten blieben bis 2012 absolut geschützt vor Spekulationen und anderen Begehrlichkeiten für den knappen und teuren Boden im wohlhabenden neutralen Land Schweiz. Nur dank Bäuerlichem Bodenrecht konnte ich den Bergbetrieb in Wattwil kaufen, der bis zum Ausstieg aus der Landwirtschaft meines Ehemanns im Jahr 2001 gedacht war zur Ergänzung, Vergrösserung des ursprünglichen Kleinbetriebs aus der Familie meines Mannes. Mit gut 15 ha Eigenland war das damals ein Vollerwerbsbetrieb mit gute Ausgangslage. Dies auch zu den von internationalen Organisationen immer wieder gestellte Forderung an die Schweiz, die Landwirtschaft zu öffnen auch für Landwirte, Quereinsteiger, die nicht über einen eigenen Familienbetrieb verfügen. Seit Einführung des Bäuerlichen Bodenrechts 1991, wegen der Ertragswertbewertung, der Beleihungsgrenze und staatlichen Investitionshilfen etwa für Stallbau, ist es sehr gut möglich mit Ersparnissen, wie sie ein junger Mensch mit Ausbildung in der Schweiz in wenigen Jahren erwirtschaften kann, einen Landwirtschaftsbetrieb zu kaufen und professionell zu bewirtschaften. Es scheint die Mode aufgekommen zu sein, dass man mit Hilfe von Ämtern und deren Zwangsvorschriften einfach den Betrieb des Nachbarn übernehmen kann, ohne etwas zu bezahlen dafür, Boden und Biodiversität des naturnahen Betriebes, der einem gar nicht gehört, zerstören, Erdbewegungen machen, Mist auf die Quellfassung leeren, dass das Wasser ungeniessbar wird, oder nach einer selbst erfundenen Methode, wie auch auf den Alpen, die ich in den diesem Sommer in Graubünden, im vergangenen Sommer im St. Galler Oberland besichtigte. Mit viel Aufwand und Kosten stellten sie dort Zäune auf, kauften Hunde, die auch über den Winter gefüttert und betreut werden müssen, stellten Hirten an, nur damit die Beiträge fliessen und Verluste durch Wölfe ersetzt werden. 

Wobei ich selbstverständlich dafür bin, dass die Schafe geschützt werden und die Wölfe reduziert und ordentliches Wolfsmanagement gemacht wird. Der Alpmeister auf der Alp in diesem Sommer, sagte jedoch, die Wildhüter würden eher gegen die Schafälpler arbeiten. Das ist aber wohl regional und möglicherweise abhängig von der Altersgeneration unterschiedlich. Nirgends sonst gibt es das, dass Zuständige, die einen Lohn beziehen, solch Sabotage betreiben, statt die ihnen schon durch ihren Beruf aufgetragene Arbeit auszuführen. Ein Ingenieur in einem Industriebetrieb, der mutwillig konstruiert, dass die Maschine dem Käufer um die Ohren fliegt, bekommt umgehend die fristlose Entlassung und kann dann auch noch mit einem Strafverfahren rechnen. Die entsprechende kantonale Behörde muss klarstellen, dass in der Schweiz die Wildhüter zuständig sind dafür, die Wölfe so im Auge zu behalten, dass die Alpen ordentlich bewirtschaftet werden, dass Tierverluste ohne Umschweife ersetzt werden. Schlussendlich ist die alpine Landschaft auch Menschheitserbe, das über das eigenen Land hinaus geht und verpflichtet. Auf den beiden Alpen, die ich in diesem und dem letzten Jahr besichtigte werden Schafe jeweils nur in den obersten Regionen der Berge herum getrieben. Hirtin Julia sprach sogar von Steinschlag auf den Triebwegen, der Tieren den Tod gebracht habe und Gefahr für die Hirten bedeutete. 

Schafe prägen Landschaften


Die Schafalpwirtschaft leitet sich ab aus der über Jahrtausende gepflegten Transhumanz Wichtig sind dabei die Leittiere, entsprechend dem Verhalten einer natürlichen Schafherde, die das Gelände, das Futter kennen, die Herde leiten. Schafe haben die Landschaften, in denen sie lebten und leben geprägt, etwa die Heidschnucken die Heiden in Deutschland, die Berg- und Bergamaskerschafe die Alpen. Die berühmten Herden der Merinoschafe in Spanien hatten unterschiedliche Wollqualitäten und Staturen je nachdem, wo sie im Sommer für die Weide hin wanderten. Sie wurden nicht domesziert oder gezüchtet, sondern waren das Ergebnis der Co-Evolution mit dem Menschen, der sie in Schutz nahm vor Wildtieren, sie im Winter in geschützte Weiden brachte. Dafür wuchs an ihrem Körper die Wolle, die den Menschen Kleidung und Wärme brachte. Wildschafe haben keine Wolle. Auch gibt es in der Natur keine Tiere mit weisser Haut. 


Alp Sils: Die Schafe organisieren sich selbst zum Abmarsch zu den Weidegründen. Leitschafe, die die Alp kennen sind wichtig.


Alp Sils: Die Menschen begleiten die Schafe.

Auf einem spektakulärem Video ist festgehalten, wie eine der grössten Schafherden der Schweiz mit mehr als 1400 Schafen die Felswände des Falknis überquert, von Alpspektakel Schweiz.

Giftpflanzen im Sekundärwald


Bei meinem Alpbesuch im Sommer 2024 komme ich zurück von den Schafen zu meinem Rucksack, packe die Kamera ein. Ein paar Schafbauern stehen noch mit den Hirten in der Wiese. Ein weisser Hund, der nicht wirklich das Rassebild eines Pyrenäenhundes abbildet, hat eine geschwollene und gerötete Schnauze. Die Hirtin antwortete auf meine Frage, er hätte Sonnenbrand. Das sah aber eher nach einer schmerzhaften Entzündung aus, die dringende tierärztliche Behandlung bedarf. Die anderen Besucher vom Schafzuchtverein machten keine Anstalten, um abzusteigen, sagten, sie blieben da, sodass ich mich alleine auf den Abstieg machen musste, ohne Weg, durch das immer höher werdende Gestrüpp. Ich konnte mich nur an die Erinnerung halten, wo ich eine halbe Stunde vorher die erste Gruppe, die nicht zu den Schafen gegangen war, am Ende der überwachsenen Wiese in den Wald eintauchen sah. Ein junge Mann überholte mich dann doch und lief vor mir her, sodass ich ihn jeweils gerade noch sehen konnte. Ein solcher Abstieg ist extrem anstrengend, wo man keinen Weg hat, sich auf den Tritt der Füsse konzentrieren muss und gleichzeitig immer wieder schauen, wo die Gestalt vor einem gerade noch hinläuft. Erst in einer mit dem giftigen Jakobskreuzkraut  überwachsenen Lichtung bleibt der Mann stehen und wir kommen ins Gespräch, sodass ich mich traue, die Kamera aus dem Rucksack zu nehmen und ein paar wenige Fotos zur Dokumentation zu machen. Wie anders war das früher, wenn ich mit der Kamera als Lokaljournalistin parat stand beim Alpaufzug, wenn die Kinder mit den Geissen, dann die Sennen mit den grossen Schellen kamen. Sie wollten dann auf dem Titelblatt der Zeitung stehen, sodass die Leser sehen konnten in der prächtigen Sennentracht, dass sie die richtigen Blumen im Hutband stecken hatten. In der Tradition des Toggenburgs, haben die Sennen die schmucke, farbige Kleidung. Der Besitzer der Kühe, der Bauer läuft am Ende des Alpaufzuges in Braunen Lodenhosen. Frauen und Mädchen tragen die normale Werktagstracht. 

Hier jetzt schräge, teils abgestorbene Lärchen, gebotene Sträucher, hohes Gras und überall die giftigen gelben Pflanze. Hinten am Waldrand spannt sich noch ein vergessener blauer Elektrodraht für Rinder zwischen den Bäumen. Gut geht der Begleiter jetzt langsamer. Wer weiss was für einen felsigen Abgrund der blaue Draht absperrt und in welche Richtung man entlang gehen muss, bis man auf den richtigen Abstiegspfad kommt.




Waldlichtung mit Jakobskraut

Das Jakobskreuzkraut schädigt die Leber von Weidetieren. Es verträgt keine Mahd, sodass es durch zweimaliges Mähen im Jahr verschwindet. Es hat sich in Deutschland und der Schweiz auf extensiven Weiden und Stillegungsflächen ausgebreitet. Das die Leber schädigende Gift kann auch in die Nahrungsmittelkette des Menschen gelangen, vor allem über den Honig. Untersuchungen haben ergeben, dass dies vor allem bei ausländischem Honig der Fall war. Das in Europa heimische Jakobskreuzkraut hat sich auch nach Amerika und Australien ausgebreitet als unerwünschter Neophyt, der einheimische Flora verdrängt und Weidetiere vergiftet. Die einheimische Pflanze bietet allerdings vielen Insekten Nahrung, bildet aber auch viele Samen, die im Boden über Jahre keimfähig bleiben. Es breitet sich auf Weiden, Wiesen und Ökoflächen in der Umgebung ausbreiten, wo man nicht mähen kann. Derart aufgelassene Viehweiden sind für die Beweidung mit Schafen nicht geeignet. Es fragt sich, wo die Tiere, die dort früher weideten geblieben sind. Ich sage meinem Begleiter, der nun näher gekommen ist, dass es mühsam sei, als Agraringenieur nicht mehr richtig arbeiten zu können, sondern immer nur kritisieren zu müssen, was alles schief läuft in der Landwirtschaft. Ich vergesse immer wieder, dass ich ja inzwischen aus der Landwirtschaft und dem Leben ausgestossen bin, meine Kenntnisse als Querulantentum und dem Gequassel einer Dementen abgestempelt sind, meine Jahrelange Aufbauarbeit teils zerstört, teils überwuchert ist. Beim Stichwort studiert stöhnt der junge Bauer auf:


"Die Studierten, die keine Ahnung haben, kommen hier her und sagen uns, was wir Bauern zu tun haben."


Ich entgegne, dass es aber auch viele Bauern cool finden, wenn sie das Land von ihren Nachbarn gegen deren Wille übernehmen könnten, ohne etwas zu bezahlen dafür. Dem pflichtet er bei. Möglicherweise erging es den traditionellen Viehbauern, die ihre Rinder hier früher gesömmert haben ähnlich wie mir. Ämter haben sie wahrscheinlich eingedeckt mit bösartigen Schreiben, Kontrollen und Vorschriften, Bankkonten abgeräumt, falsche Schulden erfunden, Verwirrung, bis man gar keine Arbeit mehr machen kann. Dann die Aufforderung vom Betreibungsamt, den Traktor zur Gemeinde zu bringen und der Bescheid von der Gebäudeversicherung, dass man nur noch der Manager des Wohnhauses ist. Vielleicht schrie sie dann ein Arzt an, ob denn die Kinder schon den Kontakt abgebrochen hätten. Bis dann wie in Früchte des Zorns (1939) von John Steinbeck die grossen Traktore auf einmal über ihre Wiesen fuhren für sogenannte produzierende Landwirtschaft, also hoch über die Baumgrenze mähen für Siloballen statt Zäune aufzubauen, Büsche und kleine Bäume zu schwenden, bevor alles überwuchert ist. Der Draht vor den schiefen, dürren Bäumchen hinter der Waldlichtung war wahrscheinlich schon länger dort. Möglicherweise wurden sie auch mit verwaltungsrechtlichen Tierschutzvergehen bedroht und entwurzelt, wie eine Rechtswissenschaftlerin an einer Agrarrechtstagung berichtete. Der Begriff Entwurzelung ist Nazi-Sprech und sollte in keiner Rechtsschrift aufgeführt sein. 

Verfassungswidrige Entrechtung ist keine Lösung


In einer Fernsehtalkshow vor Kurzem, bei der es um die Grundrechte ging, wurde auch vor allem zu Art. 36 diskutiert, der die Ausnahmen und Einschränkungen gewisser Grundrechte festlegt, was aus juristischen Gründen sein muss, weil schliesslich jemand, der ins Gefängnis muss, dort nicht alle Grundrechte geniessen kann. Oder, wer sich dagegen wehrt Land abzugeben für den Strassenbau, enteignet werden kann. Allerdings war die Diskussion um gefährliche Psychopathen, die in die Psychiatrie müssten. Auch das habe ich schon erlebt, zwei Mal. Beim zweiten Mal holten sie mich einfach ab, als ich gerade aus der Badewanne gestiegen war, eingehüllt in eine Decke wegen einer emotionalen Verliebtheitsgeschichte auf dem Sofa sass und heulte. Eine Stunde später hätte ich an einem Schreibanlass sein müssen. Man führte mich den Angehörigen vor hinter Panzerglas, dem Vorführkasten für psychopathische Schwerverbrecher. Inzwischen weiss ich, dass das wegen den Erbfeindschaften war, die Jahrzehnte vor meiner Geburt mich als Ausgeburt des Bösen in ihren Akten hinterliessen. 

Dort, wo vor Kurzem die Hangrutsche geschahen, im Wallis und dem Tessin, war schon lange nicht mehr bewirtschaftet worden. Was man nicht weiss, ist was geschieht auf den Flächen, wo zuerst über Jahrhunderte Alpwirtschaft betrieben wurde mit Rindern und dann die Flächen verbuschen. Das ist ein Pulverfass. Eine extensive Fläche zu intensivieren geht immer, eine intensive Fläche wieder naturnah zu machen ist kaum möglich. Dafür gibt es viele Beispiele, etwa in den Niederlanden, wo der ganze Oberboden entfernt werden musste für die Renaturierung, weil er so mit Stickstoff, der aus der Luft eingetragen worden war, überfrachtet war. Deswegen ist es besonders ärgerlich, was mit meinem Betrieb geschah. Im 19. Jahrhundert gab es im ganzen Mittelland der Schweiz verheerende Überschwemmungen wegen der Abholzung der Wälder in den Alpen für die Industrialisierung, wonach das Waldgesetz eingeführt wurde, das die nachhaltige Bewirtschaftung einführte. Das alte Gewohnheitsrecht der Alpkorporationen schreibt über die Auftriebsrechte genau vor, wieviele Grossvieheinheiten auf die Alpen aufgetrieben werden müssen, um eine Alp nachhaltig zu bewirtschaften. Die US-amerikanische Ökonomin Elinor Ostrom /1033-2012) hat die Formen des Gewohnheitsrechts im Alpenraum, in Deutschland Altdeutsche Genossenschaft genannt, im englischen Sprachbereich commons, untersucht und dafür den Nobelpreis bekommen. Im St. Galler Obertoggenburg wurden diese Rechtsformen des Eigentums von Alpen von den St. Galler Behörden geändert. Vieles kam aus den Unterlagen in meinem Home-Office, aus den Abhöranlagen, die in meinem persönlichen Bereich installiert wurden, weil man offenbar niemand anders kannte, der sich mit den normalen Themen einer Agrarwissenschaftlerin mit den entsprechenden Fachrichtungen befasste. Die Gemeinschaftsalpen alter Prägung legten den standortgerechten Viehbesatz für die Alpsömmerung in Form von Alprechten fest. Wer entsprechend seinem Alprecht Vieh auftrieb, musste Fronarbeit leisten. 

Biodiversitätsinitiative und Zerstörung von Schutzobjekten


Im September 2024 lehnten die Schweizer:innen in einer Volksabstimmung die sogenannte Biodiversitätsinitiative ab. Offiziell war die Eidgenössische Volksinitiative für einen neuen Verfassungstext überschrieben mit: Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft. Der Text, der in die Verfassung eingebaut werden soll, falls die Volksinitiative angenommen wird, beginnt folgendermassen:


Art. 78a Landschaft und Biodiversität

Abs. 1
In Ergänzung zu Artikel 78 sorgen Bund und Kantone im Rahmen ihrer Zuständigkeiten dafür, dass

a. die schutzwürdigen Landschaften, Ortsbilder, geschichtliche Stätten sowie Natur- und Kulturdenkmäler bewahrt werden;

b. die Natur, die Landschaft und das baukulturelle Erbe auch ausserhalb der Schutzobjekte geschont werden.

c. die zur Sicherung und Stärkung der Biodiversität erforderlichen Flächen, Mittel und Instrumente zur Verfügung stehen.


Bund und Kantone sollen durch einen neuen Verfassungsartikel dazu gebracht werden, bestehende Schutzobjekte zu schützen, die sie jetzt nicht schützen, obwohl sie dazu verpflichtet wären. Auch auf meinem Landwirtschaftsbetrieb stehen solche Hecken. Anlässlich dieses Blogposts habe ich eine meiner Hecken fotografiert. Seit etwa zwanzig Jahren beanstande ich, dass mein Nachbar zu viel zurück schneidet, Stechpalmen und andere Pflanzenvielfalt nicht mehr aufkommen, sie schlussendlich absterben wird und deshalb mein Hang unterhalb abrutschen könnte. Spuren eines alten Hangrutsches sind vorhanden, auf dessen Buckeln ich vor zwanzig Jahren Obstbäume gepflanzt habe, um das weiter fliessende Gelände zu stabilisieren und für Schatten für meine Schafe. Leider hat sich meine Befürchtung schon bewahrheitet. Seit fünf Jahren gehe ich nicht mehr hin, weil ich nur noch mit Abwehr beschäftigt bin.

Zerstörte Hecke im Landschaftschutzgebiet.

Diese Hecke ist auf meinem Grund, wichtig für Windschutz, Wasserhaushalt und Hangstabilität des darunter liegenden Hanges und Schatten für die weidenden Schafe. Sie ist laut Plan und Grundbucheintrag in meinem Kaufvertrag von 1994 Schutzobjekt. Ursprünglich war diese Hecke sehr ausladend, weshalb ich froh war, als der Nachbar sich anbot, sie zu schneiden. Nach dem Neuastrieb vor ca. 20 Jahren war sie extrem biodivers. Zuerst rasierte er auf seiner Seite regelmässig alles ab, dass dort nur kahle Stämme zu sehen waren. Weshalb, ist mir ein Rätsel, zumal er an einem sogenannten Vernetzungsprojekt teil nahm, das von einem Ökobüro betreut wurde, dass er als intensiver Biomilchbauer eigentlich alle Anforderungen erfüllen hätte müssen und noch zusätzliche Beiträge hätte bekommen müssen für diese lange Hecke, hätte er sie fachmännisch stufig geschnitten. Sie besass Seltenheitswert hinsichtlich Biodiversität. Viele Hecken in meiner Region sind sogenannte Lebhäge, also reine Haselnusshecken, die regelmässigen Schnitt vertragen und lediglich das Landschaftsbild ansprechender machen, aber weniger Schutzfunktion und Beitrag zur Biodiversität darstellen. Auf dem obigen Foto sieht man bei genauem Hinschauen, dass in etwas Entfernung ein schmaler Busch etwas vor der alten Hecke steht. Das ist die Stelle, an der eine schmale Fahrspur mich mit dem Traktor auf die Ebene dahinter fahren liess. Das muss also stehen bleiben, damit ich auf meinem eigenen Land nicht wieder selbst mähen und heuen kann. 

Vernichtung von Leben


Ich erinnere daran, dass ich während 20 Jahren ganz normal, ohne Beanstandungen hier einen Biobetrieb geführt habe, eine Käserei für Schafskäse aufgebaut habe, Lammfleisch direkt vermarktet und Direktzahlungen bezogen habe. Der Verkauf von Produkten, etwa von Käse, der Schnittblumenanbau mit Permakultur wurde über die Jahre durch immer neue Übergriffe verhindert, von Behördenmitarbeitenden, die bis 2012 überhaupt nichts mit mir und meinem Leben zu tun hatten und nichts von der Landwirtschaft verstanden haben. Vieles, was ich gemacht habe, war ausserdem als praktische Erfahrung und Experimentieren zu verstehen für meine anderen Tätigkeiten als Journalistin und Agrarökonomin und Umweltwissenschaftlerin und persönlich motiviert, insbesondere der Schnittblumenanbau mit Anzucht der Setzlinge und die Wollverarbeitung, Zucht und Leben mit den 20-25 Milchschafen für Milch, Fleisch und Wolle. Ich habe im Jahr 2006 eine Fotoausstellung gemacht zum Thema Zeit entsprechend der gleichzeitig stattfindenden pädagogischen Ausstellung in einem Zentrum für die Lehrerausbildung in Wattwil. Ich bin so, dass ich berufliche und persönliche Ziele verbinde und führte als Direktvermarkterin am weltberühmten Jakobsweg eine Strategie der offenen Stalltüre. Wegen der Vielfalt meiner Tätigkeiten, war natürlich nicht alles perfekt, was ich gemacht habe. Der Experte, der 2010 meine Schafe beurteilte und punktierte, bestätigte aber, dass ich meine Zuchtziele schon damals gut erreicht hatte und, dass ich eine sehr gute Herde hätte, aussergewöhnlich für die Grösse. Damals gab es noch viele Schafhalter mit kleineren Herden. 
 

Abgestorbene Jahrhunderte alte Heckenpflanzen, Brombeeren, kein Krautstreifen, wie vorgeschrieben.


Trotz meiner Jahrelangen Eingaben und Erklärungen an den Nachbarn und Ämter sind alle alten Heckenpflanzen abgestorben seit 2019, also ich die Schafe von einem Tag auf den anderen zum Schlachten geben musste, weil eine hochbetagte Person in meiner engen Verwandtschaft in Deutschland einen Unfall hatte und ich für Pflege sorgen musste und keinen Betriebshelfer bekam, trotz jahrelangen Beitragszahlungen an den Betriebshelferdienst und die Betreuung meiner Schafe nur wenige Stunden am Tag auch von einem Pensionierten hätte gemacht werden können. Ich wäre zudem regelmässig auch wegen anderen Geschäften zurück gekommen, sodass es nur tageweise gewesen wäre. Vor 2019 war ich fast täglich in der Nähe der Hecke, da lebten die alten Heckenpflanzen noch. Früher war sogar am Bahnhof ein Foto des das Panorama von Wattwil bestimmenden Hanges mit dieser Hecke. Mit den vermodernden Wurzeln im Boden, ist absehbar, dass der Hang irgendwann herunter kommt. Weder sind die versicherungsttechnischen Gegebenheiten noch die Organisation und Bezahlung der Aufräumarbeiten gesichert. Die Hecke ist geschützt, was auf den ursprünglichen, amtlichen Plänen, die zu meinem Kaufvertrag 1994 gehörten, eingezeichnet war. Ich habe mich dazu extra erkundigt. Ob ich diese Pläne noch habe, ist fraglich, da ich erst recht spät begann Unterlagen, die immer in Ordner waren, einzuscannen in den Computer, und dort kann man ja sehr einfach löschen und verändern. Ich bin nicht die Person, die wie investigative Journalisten und Aktivisten Korrespondenzen über das Darknet schicken. Bei meiner journalistischen und fachlichen Arbeit verwende ich öffentlich zugängliche Materialien. 

Ursprünglich waren hier noch Anhänge und weitere Erläuterungen zu den kriminellen Aktivitäten von denen ich selbst betroffen bin. Ich habe sie wieder heraus genommen und werde in absehbarer Zeit eine sogenannte True Crime Story darüber schreiben.

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