Linolschnitt

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Friday, October 13, 2023

Regenerative Landwirtschaft

Landwirtschaft reparieren für Klimaschutz, Ernährung und regionale Wirtschaft


Linoldruck Regenerative Landwirtschaft
Nach einem Luftbild von einem Projekt mit Keyline-Design in Südamerika

Weltweit sind viele Böden, besonders ehemalige Naturlandschaften zerstört durch Pflug, Überweidung und nicht nachhaltige Bewirtschaftung. Sie wieder fruchtbar zu machen ist effizienter Klimaschutz. Regenerative Landwirtschaft  beruht auf Biologie, der Ökosystemlehre und der Beziehung zwischen Boden, Pflanzen und Atmosphäre, dem Kohlenstoffzyklus und dem Wasserhaushalt in einer Landschaft. Es geht hier um Investitionen in Nachhaltigkeit und produktive Wirtschaft (wealth creation) auf grossen Agrarflächen, in Landschaften.


Nachdem ich mich auf diesem Blog vor allem der Selbstverteidigung gewidmet habe, widme ich mich einem meiner eigentlichen Themen, der klimafreundlichen Landwirtschaft und den Chancen und Möglichkeiten für Investitionen in produktive Wirtschaft. Produktive Wirtschaft bedeutet, dass Investitionen getätigt werden in Unternehmungen, die nach kaufmännischen Grundsätzen und geltendem Recht Arbeitsplätze schaffen und sinnvolle Produkte und Dienstleistungen untereinander und an private und juristische Personen verkaufen.  

Meine ursprüngliche Idee für einen Blog und berufliche Arbeit, als Journalistin, Bloggerin und Fachperson, war Wege aus der Krise zu finden, beziehungsweise, wie diese gar nicht erst entsteht. Hier geht es vor allem um Regenerative Landwirtschaft für grosse Flächen, Landschaften und um umfassende Verbesserungen im Wirtschaftssystem einer ländlichen Region und um Nachhaltigkeit, die einen Nutzen bringt für Gesellschaft und Wohlfahrt. 

Degenerierte Böden und Landschaften wo früher Natur war


Die Regenerative Landwirtschaft ist entstanden, um sogenannte degradierte Böden und Landschaften wieder fruchtbar und ertragreich zu machen, in Gebieten, wo landwirtschaftlich genutzte Böden  ausgelaugt, leblos geworden, das Klima trocken und im schlimmsten Fall sich eine Wüste gebildet hat. Solche zerstörten Böden und Landschaften finden sich auf der Welt vor allem dort, wo europäische Siedler und Kolonialisten europäische Landbaumethoden, Pflug und Weidetiere auf natürliche Landschaften anwandten, oft, um Handelsware für Exportmärkte zu ernten, sogenannte Commodities. Neben unpassenden Landbaumethoden spielt auch das Wirtschaftssystem bei der Zerstörung von ehemals fruchtbaren Böden eine Rolle. In Europa haben sich die Äcker über Jahrtausende der Bewirtschaftung mit dem Pflug angepasst, haben den Kohlenstoff aus der Atmosphäre angereichert in fruchtbaren, dunkel gefärbten Oberboden. Besonders gelungene Beispiele für die Kunstfertigkeit früherer Landleute sind die Schwarzerdeböden der Ukraine und Russland, der Magdeburger Börde in Deutschland. Sie wuchsen durch die fachkundige Bewirtschaftung über viele Generationen zu mächtigen, über einen Meter dicke Schichten schwarzen Gold an, wie der fruchtbare Oberboden genannt wurde, der bis ins 20. Jahrhundert hinein die Stadtbevölkerung Europas mit Getreide versorgte. Der Pflug hatte vor allem die Aufgabe, das Unkraut einzupflügen. Oft wurde mehrmals nacheinander gepflügt, bevor das Saatgut in den Boden kam. In Abhängigkeit von der Witterung und der übrigen Bewirtschaftung, den Bodenorganismen, wurden die untergepflügten Pflanzenreste zu Humus. Ein Teil der untergepflügten Pflanzenreste verkohlt unter Luftabschluss. Für die Bildung von Schwarzerdeböden spielt auch die Witterung eine Rolle, etwa die Unterschiede zwischen Tag und Nachttemperatur. Für wirksamen Klimaschutz und der Sicherung der Welternährung sind die geschilderten naturwissenschaftlichen Zusammenhänge sehr wichtig, denn der Verzicht auf  fossile Brennstoffe, die Umstellung auf erneuerbare Energien, belässt das langlebige CO2 in der Atmosphäre und der Treibhauseffekt und damit die Erderwärmung gehen weiter. Für wirksamen Klimaschutz muss der seit jeher wirksame Kohlenstoffzyklus zwischen Boden, Pflanzen und Atmosphäre angeregt werden, damit das CO2 aus der Atmosphäre herunter geholt und wieder vermehrt in der Biosphäre ist.

In den USA gibt es heute dazu Böden, die nach jahrelanger Behandlung mit Pestiziden quasi tot sind. Sie sind ohne Bodenlebewesen und von Unkräutern überwuchert. In den Naturlandschaften der amerikanischen Prärie und in Australien betrieben die Indigenen Naturmanagement. Sie förderten die Pflanzen und Tiere, die sie für Nahrung und andere Bedürfnisse brauchten. Sie haben einen Umgang gefunden mit der Natur in windigen und trockenen Gebieten, wobei sie sich oft in ihren Entscheidungen von spirituellen Vorstellungen und Ritualen, Überlieferungen und Traditionen leiten lassen. Aus historischen Krisen kann man lernen, wie es dazu kam, dass Böden erodierten, und was es braucht, dagegen zu steuern. Regenerative Landwirtschaft geht aber nicht darum, alles wieder wie früher zu machen, sondern nutzt moderne Technologien. Schliesslich braucht eine grosse Bevölkerung Nahrung, die sie nicht selbst anbauen kann und zunehmend in Städten lebt.

Natur- und Wirtschaftskrise in den 1930er in den USA prägte meine Kindheit


Der Raubbau an der nordamerikanischen Prärie führte in den 1930er Jahren zur tiefgreifenden Wirtschaftskrise und Naturkatastrophe. In meiner Kindheit in den USA waren diese Zeiten noch präsent und haben mein Verständnis der Welt geprägt. Als ich vor inzwischen mehr als zehn Jahren die Idee hatte, mit einem Internet-Magazin über Schafe, Agrarpolitik und ländliche Entwicklung meinen Lebensunterhalt als Journalistin und Agrarwissenschaftlerin zu bestreiten, war ich für den Linolschnitt für den Header, den Blogname Landraker und der Blogpersona mit dem Rechen inspiriert von dieser Zeit, von dem Musical und Film Der Zauberer von Oz und den Erzählungen von älterer Menschen in meiner Kindheit in den Südstaaten der USA. Da war diese Zeit noch präsent, das Bewusstsein und hat dazu beigetragen, dass ich mich später, als Abiturientin in Deutschland, dafür interessierte, eine landwirtschaftliche Ausbildung zu machen. 

Die nordamerikanische Prärie war eine Grassteppenlandschaft, die durch das Weiden von riesigen Herden von Bisons entstanden ist. Nach Ende des Bürgerkriegs gab die US-Regierung die Gebiete westlich des Mississippi frei für Siedler, die oft gar keine landwirtschaftliche Erfahrung und Ausbildung hatten. Die Bisons wurden abgeschossen, die Ureinwohner in Reservate verbannt. Mit dem Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert konnte das Getreide an die Häfen an der Ostküste der USA gebracht werden und nach Europa verschifft. Billiges Getreide von der umgepflügten nordamerikanischen Prärie überschwemmte die europäischen Märkte und verursachte ab 1870 in Europa mehrere Agrarkrisen. Nach dem Ersten Weltkrieg stiegen die Weltmarktpreise für Getreide, unter anderem wegen dem russischen Bürgerkrieg und der Kollektivierung der Landwirtschaft in der Sowjetunion, wo die erwähnten Schwarzerdeböden  traditionelle Lieferanten von Getreide für europäische Städte und die Schweiz waren. Verfolgung und Ermordung, Verhungern lassen der Landbesitzer und -arbeiter, Management von Oben in den Anfangsjahren der kommunistischen Sowjetunion liessen die Erträge ausbleiben. Was geerntet wurde, ging in die Städte der jungen Sowjetunion.

Die amerikanischen Farmer kauften in den 1920er Jahre Traktore auf Kredit und pflügten immer mehr der natürlichen Grassteppe Prärie zu Ackerland, säten Weizen an, um von den hohen Weltmarkpreisen zu profitieren. Auch Baumwolle wurde gepflanzt, obwohl bekannt war, dass diese Monokultur nach zwei bis drei Jahren den Boden so stark auslaugen würde, dass keine Kulturpflanzen mehr wachsen würden. Die Kreditgeber bestimmten rücksichtslos, welche Kulturen für kurzfristigen Profit anzubauen waren. Die Eisenbahn brachte das Getreide an die Ostküste, von wo es nach Europa verschifft wurde. Das Pflügen der natürlichen Graslandschaft durchlüftet den Boden, Mikroorganismen, die Sauerstoff ein- und CO2 ausatmen, sodass der Humus schwindet. Knapp zehn Jahre später, verwandelte eine Dürreperiode den restlichen Oberboden zu Staub, den der Wind fort wehte. Die Umwelt- und Wirtschaftskatastrophe ging ein in das kollektive Gedächtnis der Amerikaner als Staubschüssel, dust bowl.

„Die Dustbowl war der Höhepunkt der Zerstörung des Landes durch Bauern und Geschäftsleute, die nichts als unfruchtbares Ödland zurückließ.“ 


Staubstürme und Pleitewelle trieben die Landbevölkerung von Oklahoma nach Kalifornien, wo die wirtschaftliche Situation nicht besser war. Der Roman Früchte des Zorns (1939) für den der amerikanische Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers John Steinbeck (1902-1968), schildert die Folgen der Natur- und Wirtschaftskatastrophe der 1930er Jahre in den USA. 


"Am Vierzehnten des Monats April 1935
Kam nieder der schlimmste Staubsturm, der je sich des Himmels bemächtigte...
von Oklahoma City bis Arizona, Dakota und Nebraska bis zum trägen Rio Grande.
 Ein schwarzer Vorhang rollte von oben über unsere Stadt
Wir glaubten, Gottes Strafe, unser Untergang habe uns ereilt."
 
Woody Guthrie (1912-1967)


Farmer und Autor Joel Salatin erzählte in einem Podcast, sein Vater hätte keinen Zaunpfahl einschlagen können, so hart sei der Boden gewesen auf der Farm in Virginia, die er 1961 gekauft hat. Vater Salatin goss Beton in alte Reifen und steckte Latten hinein, an die er die Isolatoren anschraubte. Das Tal war Ende des 18. Jahrhunderts die Kornkammer der amerikanischen Kolonien gewesen. Über drei Generationen pflanzten die Salatins Bäume, streuten Kompost, mulchten, weideten mit Rindern. Heute ist Salatins Farm Polyface Farm ein Vorzeigebetrieb für erfolgreiche regenerative Landwirtschaft.  

Investition in Klimaschutz, Ernährungssicherung und Gesellschaft


Dieser Artikel richtet sich an Unternehmen, Investoren, die investieren wollen in nachhaltige Landwirtschaft, Klimaschutz und Ernährungssicherung durch den Wiederaufbau von Böden. Es geht dabei auch um wirtschaftliche Entwicklung, Armutsbekämpfung und Erhöhung von Lebensstandard und Wohlbefinden von Menschen, in Gebieten, in denen Böden ausgelaugt sind, die von Wüstenbildung bedroht sind oder bereits zur Wüste geworden sind. Die Wiederherstellung von degradierten, früher von der Landwirtschaft genutzten Böden, ist wahrscheinlich die effizienteste Massnahme für Klimaschutz und Ernährungssicherung, mit den geringsten Kosten und dem grössten Nutzen. Oft fehlen den Ländern, in denen betroffene Landschaften sind, die nötigen Mittel für solche Massnahmen. Aus meiner Sicht kann der Klimaschutz nur durch Unternehmen erreicht werden, beziehungsweise durch deren Mitarbeitende. Staaten, Politik sollten die Rahmenbedingungen setzen. Der spätere Parteivorsitzende der Sowjetunion Nikita Chruschtschow (1894-1971), der in der Agrarkrise in den turbulenten Jahren der jungen Sowjetunion für die Landwirtschaft in der Ukraine zuständig war, dass die Landarbeiter selbst entscheiden mussten, wie die Schwarzerdeböden bewirtschafteten, damit die Erträge wieder anstiegen auf das Niveau vor der Krise. Chruschtschow war ursprünglich Facharbeiter in der Metallindustrie. Während er seine stark von Machtkämpfen in dunklen Zeiten geprägte Parteikarriere voran trieb und auch als politische Führungskraft der kommunistischen Sowjetunion widmete er sich immer wieder der Landwirtschaft auf den Schwarzerdeböden. Er holte Experten aus den USA für die Beratung, um den Maisanbau einzuführen. Er glaubte an produktive Wirtschaft in der Landwirtschaft ohne Marktwirtschaft und Kapitalismus im Kommunismus. 

Für Unternehmen gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich einzubringen in Projekte der regenerativen Landwirtschaft, um mit einem solchen Engagement die eigene Nachhaltigkeitsbilanz zu verbessern. Sie können so eine Basis für Zusammenarbeit, Partnerschaft und Export der eigenen Produkte und Dienstleistungen aufzubauen und einen Nutzen erwirken für die interne Kommunikation, die Bindung der Mitarbeitenden an das eigene Unternehme. Eine Studie aus den 1990er Jahre kam zum Ergebnis, dass Sponsoring für Umweltprojekte vor allem von den Mitarbeitenden gewünscht war und sie sich, wenn ihre Firma Umweltprojekte unterstützt, mehr engagieren für die Firma und besser arbeiten. 

Ganzheitlicher Ansatz und Betrachtungsweise der Ökosystemlehre


Regenerative Landwirtschaft, wie auch Permakultur betrachten die Landwirtschaft mit dem Konzept der Ökosystemlehre der Biologie, was aus der Soziologie abgeleitet wurde, indem man die Natur versteht und begreift als System in dem Lebewesen in Gemeinschaften leben, die sich mit ihrer Umwelt, anderen biologischen, physikalischen und chemischen Strukturen austauschen. Ein Feld, ein Landwirtschaftsbetrieb, eine Region, bilden ein Ökosystem. Pflanzen, Tiere, Bakterien, Pilze und alle anderen Lebewesen stehen zu einander in Beziehungen. Es geht darum, Bedingungen zu schaffen, damit die Natur, beziehungsweise das Agrarökosystem, Nahrungsmittel, Fasern, Biomasse für die Energieproduktion, andere Agrarrohstoffe, Klimaschutz und Lebensbedingungen bereit stellt. Die Umwelt, soll dabei keinen Schaden nehmen, sondern verbessert werden. Nahrungsmittel, Wasser, Biodiversität tragen  zum Überleben des Menschen, aber auch die Notwendigkeiten, die über die Grundbedürfnisse hinaus gehen sind wichtig für eine intakte Gemeinschaft, die sich dann schlussendlich wie die Natur selbst organisieren kann. Eine Ausstellung an der Expo 2000 in Hannover, eine Aktion des Bread and Puppet Theaters erarbeitete mit dem Publikum sieben Notwendigkeiten, die der Mensch genauso braucht zum Leben wie die Grundbedürfnisse Essen, Trinken, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Unter anderem braucht ein Mensch Arbeit, die ihm neben dem Lohn auch Befriedigung gibt, das Gefühl, einer sinnvollen Tätigkeit, die etwas bewirkt. Womit auch der Sinn des Lebens als Ursprung von spirituellem Glauben erwähnt ist. Traditionelle, der Natur sorge tragende landwirtschaftliche Bewirtschaftungsmethoden haben eine spirituelle Komponente gehabt. Unabhängig von Religion und Glaube führe ich noch zum gesamtheitlichen Anspruch von regenerativer Landwirtschaft und produktiver Wirtschaft einen Grundsatz aus der Gestalttheorie an:


"Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile."



Er braucht die Gemeinschaft, den Ausstauch mit anderen Menschen, eine Familie, Tradition, Kultur, ein Gesundheitssystem, das dem Menschen Fürsorge und Trost gibt, gerade auch am Ende seines Lebens. Regenerative Landwirtschaft ist ein ganzheitliches Konzept, entsprechend der Weltanschauung der christlich-jüdischen Unternehmenskultur, die ich bereits in früheren Artikeln auf diesem Blog umrissen habe. Unsere Vorfahren, die Erfinder der Landwirtschaft vor ca. 10'000 Jahren hatten gar keine andere Möglichkeit, als nachhaltige, standortgerechte, traditionelle Landwirtschaft zu betreiben und mussten sich dabei an die Natur halten. Sie konnten keinen Kunstdünger kaufen, Gülle in grossen Mengen ausbringen, Futtermittel importieren, Hochleistungssaatgut und Pestizide kaufen. In Mitteleuropa mussten sie oft zuerst den Wald roden, bevor sie Ackerbau und Weidewirtschaft machen konnten. 

Regenerative Landwirtschaft im Kontext der Landschaft


In diesem Artikel geht es vor allem um grosse Flächen, also nicht um die Regenerative Landwirtschaft in der Schweiz, wo die Landwirtschaft viel kleiner strukturiert ist und die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Volkswirtschaft von sogenannt industrieller Landwirtschaft andersartig sind.  Es erscheint mir für das Verständnis wichtig, zuerst auf die unterschiedliche Betrachtungsweise einzugehen. Regenerative Landwirtschaft bedeutet:

  • Gestaltung, Design neuer Systeme
  • Betrachtung der Landwirtschaft aus der Sicht der Biologie, der Ökosystemlehre.
  • Lebewesen in Gemeinschaften ( Bedeutung von Artenvielfalt, Pflanzengemeinschaften, Bodenlebewesen).
  • Stoffflussanalyse: Kohlenstoffzyklus, Wasserzyklen und -haushalt (watershed).
  • Beziehung zwischen Boden und Atmosphäre (CO2 aus der Atmosphäre in den Boden einlagern und fixieren)
  • Geografische Einheit: Landschaft, Region.
  • Investition für Wohlfahrt, Klimaschutz und Solidarität
  • effiziente, produktive Wirtschaft
  • Wirtschaften nach kaufmännischen Grundsätzen, Production First.
  • Transdisziplinarität, Agrarwissenschaften gegenüber reiner ökonomischer Betrachtungsweise.
  • Studium der prähistorischen, standortgerechten Erfindung der Landwirtschaft und
  • Orientierung an traditionellen, standortgerechtem Landbau, Landmanagement von indigenen Völkern (Aborigines in Australien, Indigene in Amerika), aber mit dem heute möglichen technischen Fortschritt, beispielsweise von Satelliten.

Produktive Wirtschaft statt Extraktionswirtschaft


Die angel-sächsische Fachliteratur spricht von zwei Formen des Investments. Bei der ersten Variante schafft eine Investition Wertschöpfung, indem das Investitionsgut nützliche, sinnvolle, Dienstleistungen und Güter schafft, die für die Gesellschaft wichtig sind (wealth creation). Die zweite Form von Investition zieht Gewinne und Vermögen ab, die andere bereits erwirtschaftet haben (wealth extraction). 

Ob eine Investition in die eine oder andere Richtung geht, hängt von der Absicht des Investors ab. Im zweiten Fall nimmt zum Beispiel eine Finanzgesellschaft, die als Schattenbank bezeichnet wird, einen Kredit bei einer Geschäftsbank auf, kauft damit eine Firma und verschiebt den Kredit von den eigenen Büchern in diejenigen der akquirierten Firma. Alleine damit, dass der Kredit aus ihren Büchern verschwindet, macht diese Schattenbank-Finanzgesellschaft einen Buchgewinn. Dann verschiebt sie die Gewinne der akquirierten Firma in ihre eigene Erfolgsrechnung. Die Firma wird unproduktiv, da belastet durch Schulden und meist folgen dann Management Fehler, um mit der Situation hoher Schulden umzugehen. oder die Finanzgesellschaft greift ein, oder übernimmt selbst das Management, um den eigenen Gewinn zu erhöhen. Fachleute sprechen auch von Extraktionswirtschaft, im Beispiel von leveraged-buyout.  Um das genau zu verstehen, muss man die Geldflüsse ansehen, was an dieser Stelle zu weit führt. Das leveraged-buyout wurde von amerikanischen Finanzgesellschaften ab 1981 angewandt, als die 1944 beschlossene Regulierung der Finanzmärkte von Bretton Woods aufgegeben worden war. 

Inzwischen haben diverse Finanzkrisen und Skandale in der Finanzwirtschaft gezeigt, dass diese Praktiken gesetzeswidrig sind, zuletzt am Beispiel der Pleite der Schweizer Grossbank Credit Suisse, die wegen schwerwiegenden Gesetzesbrüchen zu hohen Strafzahlungen in den USA verurteilt und auch in der Schweiz gerichtlich abgestraft wurde. Für weiterführende Informationen zu den rechtlichen Gegebenheiten in den verschiedenen Rechtssystemen, Jurisdiktionen, verweise ich auf die Internetseite Public-Private-Partnership Legal Ressource Center PPPLRC der Weltbank.

Soll der Klimawandel bekämpft werden, wirtschaftlicher Niedergang und Krieg verhindert, die Demokratie funktionieren, müssen Investitionen in produktive Wirtschaft die Regel sein, mit dem Ziel Wohlfahrt und Eigenkapital zu erzielen, um Letzeres erneut zu investieren. Die Kreditvergabe von Geschäftsbanken macht nur Sinn, wenn das so geschaffene Geld in produktive Wirtschaft investiert wird, ansonsten entstehen sogenannte faule Kredite, die die Bilanzen von Banken belasten, dass sie keine neuen Kredite ausgeben können. Diese dann mittels Zerlumpung auf unschuldigen Personen, Liegenschaften, oder Unternehmen abzuladen, ist in allen Rechtssystemen verboten, und für eine funktionierende Marktwirtschaft sinnlos. 


"Ein Wirtschaftssystem muss für produktives Wirtschaften sein."

Dick Marty (2023), früher Staatsanwalt, Berichterstatter für den Europarat zu den Jugoslawienkriegen und CIA Gefangenlagern -und Transporte in Europa


Eine Investition in produktive Wirtschaft ist ausgelegt, um Wertschöpfung, Handelsware, Dienstleistungen und für Umwelt und Gesellschaft wünschenswerte Ergebnisse zu generieren, und nicht, um Vermögen, Wohlstand, der schon vorher generiert und erarbeitet wurde, abzuziehen, eine Gemeinde, eine Region in die Verarmung zu treiben. Im civil law System ist produktive Wirtschaft im Handelsrecht (Deutschland) und Obligationenrecht (Schweiz) in der für alle geltende Gesetzgebung festgeschrieben, kodifiziert. Die produktive Wirtschaft muss umfassend sein, denn wenn nur einzelne Sektoren oder Unternehmen, etwa die Industrie durch Automatisierung, oder grossflächige Landwirtschaft mit wenigen Arbeitsplätzen, produktiv sind, besteht die Tendenz, dass entweder Menschen abwandern, und zu wenige zurück bleiben, als dass Läden, Handwerk und Dienstleistungen, ein Gesundheitssystem erhalten werden kann, oder die frei gesetzten Arbeitskräfte betätigen sich in unproduktiver Arbeit, etwa in der Bürokratie. 

Regenerative Landwirtschaft ist mehr als ein Label


Eine Investition in nachhaltige, klimafreundliche Landwirtschaft kann mehr bringen, als ein Fairtrade Label oder eine bessere CO2-Bilanz. Beim Klimaschutz, etwa Investitionen in erneuerbare Energieanlagen, Gebäudeisolierungen, geht es in öffentlichen Debatten, in den Staatshaushalten, Unternehmensrechnungen bisher nur um die Kosten. Das hat zur Folge, dass Kosten an Unternehmen und Privathaushalte weiter gereicht werden, oft in Form von Schulden. Zur Vermeidung von Unternehmenspleiten und Lebenshaltungskrise, wie sie zum Beispiel im Vereinigten Königreich bereits auftritt, neigen die Politiker zur Umverteilungspolitik, machen dabei dieselben Fehler wie vor bald 100 Jahre: Staaten nehmen Schulden auf und vergeben die Steuergelder an unproduktive Wirtschaft, indem sie Vorschriften machen, die das produktive wirtschaften von Unternehmungen verhindern.

Letztendlich sind es die Unternehmen, die die Transformation bewerkstelligen müssen. Dass vom Staat verordnete Planwirtschaft nicht funktionieren kann, lehrt die Geschichte, vom real existierenden Sozialismus in den früheren Ostblockstaaten bis zum Niedergang der Schweizer Uhrenindustrie in den 1970er Jahren. Deshalb muss neben den Kosten auch der Nutzen von Investitionen in nachhaltige Wirtschaft bewertet werden und in die öffentlichen Haushalte eingehen. Zum besseren Verständnis braucht es eine neue Definition von Nachhaltigkeit, die über das Schlagwort im allgemeinen Sprachgebrauch hinaus geht.

Nachhaltigkeit, bei der der Nutzen gemessen wird


Nachhaltig bedeutet, dauerhaft, sozial, wirtschaftlich und ohne Schaden für die Umwelt, beziehungsweise deren Verbesserung und Aufbau von Ressourcen. Nachhaltigkeit muss messbar sein, und zwar nicht nur die Kosten dafür, sondern auch der Vorteil (Benefit), bestehend aus erhöhten Steuereinnahmen, Standortvorteilen für die Ansiedlung von Unternehmen und Institutionen, die Arbeitsplätze schaffen, bessere Gesundheitsversorgung und vieles mehr. Ein solcher Gewinn soll in die Buchhaltung einer Gemeinde, einer Stadt, einer Region eingehen. Damit öffnen sich auch neue Möglichkeiten für Investments, die Wohlstand schaffen, gegenüber der reinen Kreditvergabe mit der Gefahr von Extraktionswirtschaft.

Eine Abteilung der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) arbeitet zusammen mit der Bank des Europarats und der Europäischen Union EU an Pilotprojekten, sammelt Erfahrungen und Expertenwissen, wie man die positiven Wirtschaftsinputs von nachhaltiger Wirtschaft messen kann und in die Rechnungen von Gemeinden und Regionen einbringen kann. Heute fallen für die Rechnung von Gemeinden, Staaten und Unternehmen vor allem die Kosten für Massnahmen zur Erzielung von CO2-Neutralität, Klimaschutz und andere Umweltanliegen ins Gewicht, etwa Kosten für Anlagen für erneuerbare Energie, tiergerechte Ställe, Isolierung von Gebäuden. Entsprechend dem Zeitgeist, fordern dann die verschiedensten Gruppierungen und Interessenvertretungen, dass der Staat das Geld dafür geben soll. Die Mehrzahl solcher Investitionsvorhaben fallen an in untergeordneten Einheiten an, also in Städten, Gemeinden und Regionen. Viele von ihnen sind bereits verschuldet. Von den EU Ländern können nur schwedische Städte selbst entscheiden, Schulden aufzunehmen. Der überwiegende Teil dieser untergeordneten Verwaltungseinheiten sind nach den Massgaben des Kapitalmarktes nicht kreditwürdig. Zur Verhinderung der Aufnahme von Schulden bei unseriösen Geldgebern, das dann versteckt wird in Schattenhaushalten und dergleichen, erscheint es umso wichtiger, dass es neue Instrumente gibt zur Messung der wirtschaftlichen Erträge von Massnahmen der Nachhaltigkeit, der Transformation zu erneuerbaren Energien, und zu deren Steuerung, damit Steuereinnahmen erzielt werden und diese in die Kassen der Organe fliessen, die die entsprechenden Investitionen tätigen müssen.

In Zukunft soll der Vorteil (Benefit), der oft indirekt ist, ermittelt werden, auch in Zahlen, wie bei der finanziellen Buchhaltung. Wenn zum Beispiel ein Bauer Biogemüse anbaut und das über ein Abo, eine solidarische Landwirtschaftverkauft an Familien, sagen diese das weiter an Bekannte, Freunde, Studienkollegen: 

"Zieht doch auch hierher. Hier können die Kinder beim Bauern in den Stall. Es gibt einen Naturschutzverein, wo man mitmachen kann und beim Vater im Betrieb suchen sie schon lange nach Einem, wie dir, der die flexible Arbeit praktiziert."


Pilotprojekte im Rahmen des vor Kurzem in der Schweiz per Volksabstimmung angenommene OECD-Unternehmenssteuerabkommens sollen herausfinden und umsetzen, dass Massnahmen für Nachhaltigkeit in verschiedene Kennzahlen eingehen können, für eine Gemeinde oder eine Region, etwa, um wieviel die Steuereinnahmen steigen, ob Fachkräfte und junge Familien zuziehen. Hier kommen schon zwei grundsätzliche Sachen ins Spiel: Die politischen Einheiten, wie Kantone, Länder und sogar Nationalstaaten entsprechen nicht wirklich den Bedürfnissen von nachhaltiger Wirtschaft. Heute sind wirtschaftliche Beziehungen, Traditionen, an die man anknüpfen kann, klimatische und topografische Bedingungen und Voraussetzungen für nachhaltige Landwirtschaft nicht an die früher einmal fest gelegten politischen Grenzen beschränkt. Die erwähnten Projekte werden für Regionen und Städte geführt. 

Landwirtschaft im Kontext von ländlicher Wirtschaft und Gesellschaft


Auch ist die Landwirtschaft kein eigenständiger Wirtschaftszweig, sondern verbunden mit anderen. Bauern vermarkten direkt an Kunden und Kundinnen, gehen einem Nebenerwerb ausserhalb des Bauernhofs nach. Agrarprodukte aus der Umgebung mit kurzen Transportwegen und entsprechender Qualität sind Rohstoffe für Industrie und Gewerbe, in Zukunft neben der Lebensmittelbranche auch Fasern für die Textilien und technische Anwendungen, chemische Rohstoffe aus Pflanzen. In den USA konnten Textil- und Chemieunternehmen wieder auf- und ausgebaut werden, weil sie hochqualitative Baumwolle und Sojabohnen kaufen konnten, die in ihrer Umgebung wuchsen. Neben der reinen Produktionstechnik, also Bodenbearbeitung, Saatgut, Dünger und Viehwirtschaft, muss von vorne herein auch bei der regenerativen Landwirtschaft das ganze Wirtschaftsgeflecht, die Beziehungen zu Abnehmern und Lieferanten, die Finanzierung betrachtet werden. Ein Gebiet mit produktiver Wirtschaft verkauft etwas in andere Regionen und es gibt sogenannte Besucher.  Vorrübergehend in einer Region sind neben Touristen Geschäftsleute, die mit ihren Geschäftspartner Verhandlungen eingehen, spezialisierte Facharbeiter, die etwa die Planung und Herstellung einer Maschine für einen Industriebetrieb begleiten. Sie bringen Knowhow während ihrer Anwesenheit, zahlen für Übernachtung und Mahlzeiten.  Dabei sei noch erwähnt, dass der Tourismus für sich ein Sektor mit geringer Produktivität ist. Es ist also schwierig, wirtschaftliche Entwicklung alleine darauf aufzubauen. 

Deutschland und die Schweiz exportieren überwiegend verarbeitete Produkte, also Käse, Fleisch, Gebäck und anderes. Auch in Deutschland, das viel Agrarfläche hat, auf denen Handelsware (Commodities) angebaut wird, vor allem Getreide, geht das schlussendlich in die Verarbeitung oder Tierfutter. Das führt zu einem anderen Thema, ist aber wichtig für den Begriff von Nachhaltigkeit, den ich hier anders definiert habe, als der häufig vorgebrachte Dreiklang von ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Auch in einem Gebiet, in dem die Landwirtschaft grossflächig wieder hergestellt wird, muss entschieden werden, ob die Agrarrohstoffe exportiert oder vor Ort verarbeitet werden. Letzteres bringt Arbeitsplätze und Wertschöpfung.

Stoffflüsse zwischen Boden und Atmosphäre - Kohlenstoff und Wasser


Die Grundlagen von wirksamem Klimaschutz sind die Stoffflüsse, vor allem von Kohlenstoff zwischen Boden und Atmosphäre (CO2) und diejenigen von Verdunstung und Bewegung der Wassertröpfchen in der Atmosphäre. Winde tragen sie in unterschiedlichen Höhen fort, dass sie näher oder weiter weg vom Ort der Verdunstung als Regen nieder gehen, vom Niesel- bis zum Starkregen. Seit jeher stehen Atmosphäre und Boden im Austausch miteinander über den Kohlenstoffzyklus. Mit ihrer Photosynthese holen die Pflanzen mit der Energie der Sonne das CO2 aus der Atmosphäre. Der Kohlenstoff darin ist das Gerüst des Lebens. Er bildet Blätter, Wurzeln, Früchte. Weidetiere fressen das so gewachsene Gras. Schafe etwa, fressen Gras, Silage und Heu, dessen Kohlenstoffgerüst von den Pflanzen mittels Photosynthese aus der Atmosphäre kommt. Die Wolle der Schafe besteht dann aus genau diesem CO2, das vorher von den Futterpflanzen herunter geholt wurde. Eine Schafhaltung kann CO2-negativ sein, was auch noch abhängig ist von der Weidewirtschaft und anderem. In der Schweiz kann ein Bauer mit Bodenproben und Analyse die CO2-Bilanz seines Betriebes ist, und wo er ansetzen kann, um diese Bilanz zu verbessern (siehe Link zu agricultura regeneratio im unteren Bereich dieses Blogs.)

Ökosystem Boden: Leben und Tod in Austausch mit der Atmosphäre


Die Lebewesen, die Totes fressen und recyclieren, sind am Wichtigsten für das Ökosystem. So entsteht Humus und neues Leben, Gerüst, Speicher von Kohlenstoff.  In landwirtschaftlich genutzten Böden kommt es auf die Bewirtschaftung an, also Bodenbearbeitung, Fruchtfolge, Beweidung und Mahd, Düngung. Eine Rolle spielen aber auch die klimatischen Verhältnissen, ob mehr Kohlenstoff aus der Atmosphäre eingelagert wird, oder mehr entweicht und den Treibhauseffekt verstärkt. Damit der Kohlenstoff aus der Atmosphäre dauerhaft im Boden eingelagert wird, er nicht wieder ausgeatmet wird bei der nächsten Saatvorbereitung, der Prozess der Einlagerung sogar weiter geht ohne menschliches Zutun, wie dies bei den Terra Preta Böden in Brasilien beobachtet wurde, muss er geschützt werden. Wie das genau geht, ist noch Gegenstand von Forschung. Bei den Schwarzerdeböden in der Ukraine und Russland, spielen die Unterschiede in der Tag- und Nachttemperatur eine Rolle. Wie bereits erwähnt, wurde der Pflug ursprünglich erfunden und angewandt, um ein von Unkraut freies Saatbeet zu erhalten. Es heisst, Pflanzenkohle habe bei den menschengemachten Ackerböden ein Rolle gespielt. Das muss nicht durch Pyrolyse in Tongefässen, wie man bei der Terra Preta annimmt, durch Brandrodung oder Abbrennen der Ernterückstände geschehen, sondern kann auch durch das eingepflügte Pflanzenmaterial geschehen. Ich habe einmal meinen trockenen Schafmist auf einer Miete aufgeschichtet und entsprechend den Vorschriften sofort mit einem Fliess abdeckt. Als wir dann im nächsten Jahr aufladen wollten, war ein Grossteil des Mists verkohlt. Es so zu machen, ist nicht sinnvoll, zeigt aber, dass Pflanzenkohle durch Pyrolyse, also chemischem Prozess unter Luftabschluss, auch im Boden selbst entstehen kann.

Der Wasserkreislauf zwischen Boden, Pflanzen und Atmosphäre


Wasser verdunstet von Pflanzenblättern, Bodenflächen, Flüssen und Seen, steigt als Wasserdampf hoch. Je nach Wind und wie weit die Wassertröpfchen hoch steigen, kommt das Wasser als Regen an einer anderen Stelle wieder herunter. Weitere Faktoren, die für das Klima eine Rolle spielen, sind Meeresströme, etwa El Nino und La Nina.

Wenn in einem Grünlandgebiet mit Wiesen und Weiden das Grass in jungem Zustand vier bis fünfmal nacheinander in der Vegetationsperiode abgemäht oder abgefressen wird, wie das in meiner Region in der Schweiz der Fall ist, verdunstet sehr viel Wasser, der in Form von Wasserdampf aufsteigt. Diese moderne Form der Bewirtschaftung für viel Milch lässt deutlich mehr Wasser verdunsten, wie die traditionelle dreimalige Mahd für Heu und Embd für die Winterfütterung. Junge Pflanzen im Wachstum holen über ihr Wurzeln mehr Wasser aus dem Boden. Pflanzen sind bestrebt, Blüten und Samen zu bilden, um sich zu vermehren. Werden sie immer wieder abgeschnitten, strengen sie sich bei guter Nährstoffversorgung immer mehr an, und wachsen um so kräftiger nach. Diese junge Triebe brauchen mehr Wasser und verdunsten auch mehr. Erfolgt diese Bewirtschaftung auf grossen Flächen, in der sogenannt ausgeräumten Landschaft, wo Bäume und Gebüsch von den Feldern entfernt wurde, damit Maschinen ohne Hindernisse fahren können, steigt viel Wasserdampf auf, den die Pflanzen verdunsten, in die Höhe, wo Winde die Wassertröpfchen in weiter entfernte Gebiete wehen. Unten wird es immer trockener. Wind und Wasser bewegt sich in luftiger Höhe in unterschiedlich weit reichenden Kreisläufen. Das kennt man aus den Wetterkarten im Wetterbericht des Fernsehens. Treffen nun mehrere solcher mit Wasserdampf geladenen Strömungen aufeinander, kommt Starkregen an einer weiter entfernten Stelle herunter. Schlägt dieser Starkregen dort ein, wo der Boden verdichtet und verhärtet ist, wo sich Sturzbäche durch Mittelgebirge ihren Weg bahnen, Bäume und Boden mitreissen, kommt es zu den verheerenden Fluten, die in den letzten Jahren die Nachrichten bestimmten.

Einfluss des Wirtschaftssystems


Beim grossflächigen Getreideanbau für den Export fallen laufende Kosten an, etwa für Saatgut und der Lohn für Arbeitskräfte, die  vorfinanziert werden müssen, da das Getreide erst nach der Ernte gewinnbringend verkauft werden kann. Auch müssen teure Maschinen gekauft werden. Deshalb teilen sich beim grossflächigem Anbau für den Export der Gutsbesitzer, beziehungsweise die Agarunternehmung den Gewinn mit Finanzgesellschaften und Banken. In der Kolonialzeit, als das Problem entstand, bearbeiteten Sklaven, Strafgefangene, oder sogenannte Indentured das Land. Letztere waren mit Verträgen verpflichtet gegen Kost und Logis zu arbeiten, bis ihre Schuld abgetragen war. Dann konnten sie theoretisch frei kommen, oft waren sie aber genauso versklavt, wie diejenigen, die auf Schiffen aus Afrika kamen. Die Schuld der Indentured bestand meist in den Kosten der Fahrkarte für die Überfahrt in die Kolonialgebiete, also nach Amerika. Es gab auch, wie bei den Söldnern in der Zeit der Reisläufer in der Schweiz, unlautere Geschäftsleute, Betrüger und Kriminelle, die Auswanderungswillige mit falschen Versprechungen in Knebelverträge lockten, oder sie regelrecht entführten. Dem sagte man spirited away, also von einem Geist davon getragen. Damit das nicht zu einseitig dargestellt wird: Viele Auswanderer, die sich die Fahrkarte nicht leisten konnten, wurden von Verwandten geholt, und arbeiteten dann erste einmal als sogenannte mitarbeitende Familienkräfte auf der Farm oder in der Firma mit, oder fanden Arbeit und zahlten damit die Fahrkarte bei den Verwandten ab. Wichtig ist, dass ein Wirtschaftssystem auf der Basis von Sklavenarbeit die Böden ruinierte und nicht nur die von Europa mitgebrachten Landbaumethoden von Pflug und Weidetieren. 

Sklaverei ist neben der Unmenschlichkeit auch ineffiziente Wirtschaft.  Vor der Industrialisierung in Europa machten die Handwerker eine Lehre, gingen auf Wanderschaft um ihre Berufserfahrung zu erweitern, heirateten unterwegs ein, oder kamen zurück in ihre Heimat und arbeiteten als Gesellen. Meister und Inhaber des Betriebs wurden sie, wenn sie entweder der vorgesehene Betriebsnachfolger waren, oder eine Meisterstochter heirateten. Die Fachausbildung für den Bauern dagegen, begann in der Kindheit, und zwar, weil man sehr viel Erfahrung brauchte, die über die handwerklichen Fähigkeiten hinaus geht, von den älteren Familienmitgliedern und Generationen von Vorfahren weiter gegeben brauchte, um einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen. Ausserdem ist die Arbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb oft mit sogenannt offenem Ausgang, wie beim Journalismus. Man kann nicht immer nach einer vorgegebenen Methode arbeiten, etwa wegen der Wetterabhängigkeit, im grossflächigen Anbau für die Versorgung der Stadtbevölkerung und Arbeiter nach der Industrialisierung, musste man sich auch noch mit Lagerung, Transport und Verkauf auf freien Märkten und unter Konkurrenz auseinander setzen. Gute Landwirtschaft bedeutete, dass man in Jahren mit schlechten Bedingungen trotzdem einen guten Ertrag erwirtschaftete und dann einen hohen Gewinn einfahren konnte, weil die Preise hoch waren.

Landwirtschaftliche Bewirtschaftung und Klimaschutz


Während meiner Landwirtschaftslehre ist mir aufgefallen, dass der 65-jährige Vater von meinem Chef recht oft sagte: "Das haben wir jetzt noch nie gehabt", zum Beispiel als eine Kuh einfach nicht kalben wollte, und sich dann heraus stellte, dass sie seit Monaten ein mumifiziertes Kalb in sich trug.  Der Bauer brauchte das Wissen von mehreren Generationen und ein über Generationen angespartes Kapital, besonders, wo Getreide für den Export angebaut wurde, wie auf den ukrainischen und russischen Schwarzerdeböden. Diese Böden, von denen Hitler angeblich Erde auf Lastwagen schaufeln und zurück nach Deutschland bringen liess, sind durch viele Generationen von Bauern entstanden, die genau beobachtet haben, Buch geführt über ihre Bewirtschaftung, mit mehr als einen Meter dicken Humus Schichten. Es geht nicht darum, ob man heute mit Mähdreschern erntet, statt mit der Sichel das Getreide abschneidet, zu Bündeln bindet und in der Scheune drischt, oder ob man hier einen Schleppschlauchverteiler verwendet für die Güllenausbringung, sondern was im Boden passiert. Es arbeiteten in den exportorientierten Landwirtschaftsgebieten sehr viele Menschen daran, Familienmitglieder, Dorfbewohner, und alle hatten sie, entsprechend ihren Aufgaben diese über Generationen entwickelten Fähigkeiten und Wissen. Wie ein mechanisches Uhrwerk, ist jeder ein Rädchen, das genau sich so verhalten muss, dass es nicht klemmt. Im Gegensatz zum Ameisenstaat, muss sich jeder genau überlegen, was er tut. Einmal regnet es vielleicht in einer bestimmten Phase des Pflanzenwachstums zu wenig, ein anderes Mal zu viel. Was sie in solchen Fällen gemacht haben, ist kaum aufgeschrieben, Wirtschaftsgeheimnis, denn sie hatten ja seit dem 19. Jahrhundert Konkurrenten aus Übersee, vorher schon in Frankreich, Ungarn, Rumänien. Die Ukrainer und Russen waren aber die Besten, sichtbar am Schwarzerdeboden. Sie haben nicht bewusst den Boden gemacht, sondern eine Bewirtschaftung sich erarbeitet, damit sie mit Getreideexport als Brotkorb für die Welt, ohne Kunstdünger, Pestizide und Maschinen, wettbewerbsfähig waren, also mit geringeren Kosten, besserem Getreide, besserem Service, Lieferung, mehr verkaufen konnten. So ist der gute Boden entstanden und ein grösseres Vermögen, denn die Buchhalter überwiesen immer einen mehr oder weniger grossen Überschuss auf ein Bankkonto.

Kaufmännisch heisst das Eigenkapitalbildung. Bevor es Banken gab, hatten die Landwirte einen Schatz an Münzen, von dem in schlechten Zeiten genommen werden konnte. In Thüringen wurde ein solcher, der vergraben war, einmal gefunden. So viel auch zur Arbeit mit offenem Ende. Im Journalismus kann man dann zusammen streichen, umformen, sich einen besseren Plan machen. In der Landwirtschaft geht das nicht. Eine falsche Entscheidung, die Unfähigkeit die richtigen Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen, führt dazu, dass man am Ende im schlimmsten Fall nichts erntet und noch Folgen für die nächsten Jahre hat. Die guten Mitarbeiter suchen sich einen besseren Arbeitsplatz. Damit das nicht passiert, kennt das Wirtschaftssystem die Pleite. Es übernimmt ein anderer die Geschäftsführung, Boden und Grundvermögen, Firmenkapital, Erbe - ich habe noch nicht heraus gefunden, was der richtige Begriff ist, bleiben. Manchmal aber, geht alles den Bach runter, dann bleibt immer noch der Boden, aber mit falscher Bewirtschaftung, wird er mit der Zeit zu einem Boden, auf dem kaum noch etwas wächst. Der ist dann degradiert, also dauerhaft kaputt, bis jemand kommt, der sich bemüht, ihn wieder fruchtbar zu machen.
 
Degradierte Böden befinden sich oft in den traditionellen Agrarexportländern USA, Kanada, Australien und in Lateinamerika. Aber auch viele frühzeitliche Hochkulturen haben die nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Böden irgendwann aufgegeben, sodass sich die bestaunten Wunder von Pyramiden und anderen Ruinen heute oft mitten in der Wüste befinden. Frühe Hochkulturen beruhen auf einer nachhaltigen, besonders guten Landwirtschaft, die genügend Essen und Fasern herstellt, um viele Menschen zu ernähren, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten müssen, um ihre Ernährung sicher zu stellen, sondern als Handwerker, Baumeister, Priester, Gelehrte und Administratoren Städte, Tempel, Manufakturen bauen und erhalten konnten. Die Landwirtschaft, die dies konnte, musste sich sehr genau an den jeweiligen Standortbedingungen orientieren,so wie ich es oben am Beispiel der Getreideexportlandwirtschaft in der Ukraine und Russland beschrieben habe.  

Nachhaltige Landwirtschaft braucht Erfindergeist und Praktiker


Regenerative Landwirtschaft und Permakultur sind offene Systeme für Praktiker.  Während bei der Permakultur jeder mitmachen und etwas beitragen kann, auch wenn er nur einen Balkon oder einen Hausgarten hat, findet regenerative Landwirtschaft eher auf grossen Flächen statt. Weshalb sich neben Landwirten auch Investoren und Firmen für die Regenerative Landwirtschaft interessieren sollten. 

Die regenerative Landwirtschaft ist entstanden in Gebieten, wo seit der Kolonialzeit natürliche Landschaften durch Kolonialherren und Siedler unter den Pflug genommen wurden und dadurch zerstört wurden. Es waren oft Quereinsteiger und Erfinder, die zu einem solch herunter gekommenen Land gekommen waren, mit dem sie keinen gewinnbringenden Anbau machen konnten und sich etwas einfallen lassen mussten, wie etwa der Australier P.A. Yeomans (1905-1984). Er war ursprünglich Bergbauingenieur und hatte deshalb ein grosses Wissen darüber, wie sich Wasser im Boden verhält und über Wasserkreisläufe. Als Bergbauingenieur war er es gewohnt, für die Problemlösung selbst Maschinen zu erfinden und zu bauen. Es kam dann die Gelegenheit, dass er Landwirtschaftsland übernehmen konnte, das aber durch Trockenheit und falsche Bewirtschaftung keinen Ertrag mehr abwarf. So setzte er seinen Erfindergeist ein, um neue Landwirtschaftsmethoden zu entwickeln, vor allem das sogenannte Keyline-System, also entlang den Höhenlinien zu bewirtschaften, im Linolschnitt oben, dessen Vorlage eine Luftbildaufnahme war, die ich ziemlich zusammengestaucht habe, erkennbar an den runden Formen. Entlang der Höhenlinien zog Yeomans kleine Gräben, deren vom Hang entfernte Ränder mit Wällen befestigt waren. Wenn es regnete, schoss das Regenwasser nun nicht mehr den Hang hinunter, sondern wurde durch die Gräben und Wälle abgebremst und versickerte im Boden. Er pflanzte auch Bäume entlang der Hanglinien, dass sie Schatten spendeten und so das Wasser nicht so schnell wieder verdunstete. Heute ist dieses System weiter entwickelt, dass die Hanglinien gesteuert von Satelliten genau gezogen werden können. Der Australier Darren J. Doherty hat sich einen Namen gemacht mit den heute in der regenerativen Landwirtschaft  angewandten Methoden des Keyline-Designs. Der Link zu seiner Firma regrarians befindet sich in der Fusszeile.

Ein ganzheitlicher Ansatz in der Landschaft


Wie ich schon erklärt habe, verwende ich den Begriff Regenerative Landwirtschaft vor allem für Landwirtschaft auf grossen Flächen. Das führe ich hier noch einmal aus, weil es mir praktisch erscheint, die neuen Methoden und Ansatzweisen zu kategorisieren. Das einmal, weil das ein Blog ist, der Suchmaschinen Optimierung (SEO) erfordert, damit er gelesen wird. Mein übergeordnetes Ziel ist, Informationen zu geben für klimafreundliche Landwirtschaft für entsprechende Projekte, in die Investoren, Gesellschaften und Regionen, investieren und sich auch zum Beispiel sozial engagieren können. 

Aus der Sicht der Nachhaltigkeit, muss man die Regenerative Landwirtschaft im Kontext der Landschaft sehen. Yeomans Erkenntnisse und Methoden gingen auch in die Permakultur- Methoden ein, wie sie Bill Mollison (1928-2016) und David Holmgrem (geb. 1955) ebenfalls in Australien entwickelten. Bei den regenerativen und natürlichen Landbau-Methoden spielt insbesondere am Anfang das Wasser eine Hauptrolle, denn meist sind degenerierten Böden zu trocken. Hier auch eine weitere Definitionsfrage, die mit Recht als kleiner Seitenhieb auf den Biolandbau verstanden werden kann. Der Biolandbau beinhaltet eigentlich gar keine landbauliche Verfahren, sondern definiert sich nur aus dem Verbot von synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln heraus. Er ist deshalb eigentlich gar keine Produktionsmethode und deshalb besonders anfällig für die Vorschrifts- und Verbotswirtschaft. Das liegt auch daran, dass die Protagonisten des Biolandbaus, die Organischen noch mehr als die Biodynamischen, ihre bereits in einem anderen Artikel erwähnten, unrühmliche Vergangenheit nicht aufgearbeitet hat, wie es zum Beispiel die deutsche Chemiefirma BASF getan hat, indem sie an ihrem Firmenhauptsitz ein Dokumentationszentrum zu ihrer Rolle im Nationalsozialismus hat, worauf der Vorsitzende an der Hauptversammlung bei einer Frage dazu, sagt, dass sie eine solche Ausstellung haben, und dann sinngemäss (Er hat es viel besser gesagt an der HV 2021) ergänzt:


"Wir entschuldigen uns, sofern das überhaupt möglich ist, bei den Menschen von damals, denen unsere Firma so viel Leid angetan haben. Wir übernehmen die Verantwortung und handeln im Bewusstsein, dass so etwas nicht wieder passiert."


Es waren deutsche Bauern und Agronomen, wie im Nazi-System die Vorarbeiter und Antreiber der landwirtschaftlichen Sklavenwirtschaft bezeichnet wurden, die in Ostland, wie sie die von Nazi-Deutschland besetzten Gebiete in Osteuropa nannten, Landwirtschaft betrieben, um etwa Getreide und aus Rumänien Sojabohnen für Deutschland anzubanen (Hirte, 2019). Nach dem Krieg mussten sie, wie alle Deutschen, flüchten. Einige, die einen Hof hatten und nach Westdeutschland flüchteten, bekamen eine Entschädigung, dass sie sich in der Bundesrepublik einen Ersatz kaufen konnten. Sie betrieben dann Biolandbau, um ihre Verstrickung in das verwerfliche nationalsozialistische Terror-Regime, die Sklavenwirtschaft in den Ostgebieten weiss zu waschen, wie man sagte. Viele andere haben sich auch weiss gewaschen, zum Beispiel der Architekt, dem das Pullacher BND Gelände auf einer Internetseite zugeschrieben wird. 

Rudolf Steiner (1861-1925), Universalgelehrter und Vortragsreisender, dessen Buch Landwirtschaftlicher Kurs als Grundlage der biodynamischen Landwirtschaft gilt, war 1924 eingeladen worden, vor ostelbischen Junkern, also Grossgrundbesitzern im damaligen Reichsgebiet, einen Vortrag zu halten über Landwirtschaft. Sie betrieben eine Art Latifundienwirtschaft, wo ihnen die Arbeiter weg liefen, weil sie im Ruhrgebiet in Bergbau und Industrie besser bezahlte Arbeit fanden. Sie waren hoch verschuldet und konnten im Wettbewerb für den internationalen Getreidemarkt weder mit den Ukrainern und Russen mit den Schwarzerdeböden, noch mit dem seit dem Eisenbahnbau Europa überschwemmenden Getreide von der umgepflügten amerikanischen Prärie mithalten. Deshalb luden sie Steiner ein, der kein Landwirtschaftsexperte war, und er überlegte sich, dass sie für bessere Wirtschaftlichkeit, den Zukauf von teurem Dünger einsparen sollten. Es waren unter den Zuhörern auch Offiziere und Adelige, die bisher keine Landwirtschaft betrieben hatten, die sich dann einen Bauernhof, ein Gut kauften, um die biologischdynamische Landwirtschaft auszuprobieren. Inzwischen haben aber viele Praktiker, die gar nichts mit der Philosophie von Steiner zu tun haben, die biodynamische Landwirtschaft weiter entwickelt. Ich finde es sträflich, dass diese Geschichte des Biolandbaus nicht aufgearbeitet wurde, und man deshalb nicht die Nachteile und das Leid, dass ein autoritäres, totalitäres System verursacht, in das die Biolandwirtschaft mit ihren verschärften Kontrollen, Vorschriften und Verboten wieder hinein gerutscht ist.  Für nachhaltige Landwirtschaft, wie bei jeder Innovation, braucht es ein offeneres System.

Meine eigenen Bio-Wurzeln kommen aus der alternativen, Grünen Bewegung, der Hippies der 1970er und 1980er Jahre, die vollkommen andere geistige, philosophische Grundlagen hatte. Deswegen wundert es mich bis heute, wie dann im Biolandbau ausgerechnet die totalitäre Wirtschaft Fuss fassen konnte. Um noch einmal auf die ukrainischen Schwarzerdeböden zurück zu kommen. Die natürlichen Grundlagen, auf die die ersten Bauern dort trafen, waren  günstig. Es war dort fruchtbarer Löss, Steppe und auch das Klima, die Lage im Norden, wo die langen Tage während der Wachstumsphase dem Getreide entgegen kommen.

Überweidetes Land wird wieder zum Regenwald


Es kann auch sinnvoll sein, degradierte Landschaften wieder in Natur zu überführen. Auch sind bei vielen Projekten der regenerativen Landwirtschaft natürliche Flächen mit eingeschlossen, am Rand, oder in der Mitte. Wer ein eindrückliches Beispiel sehen will, wie eine praktisch veranlagte, der Natur verbundene Person, einfach einmal anfängt Bäume zu pflanzen, um den Regen, das natürliche Klima zurück zu bringen, dem empfehle ich den Film von Wim Wenders über den Brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado, The Salt of the Earth (2014). Salgado erbte nach dem Tod seines Vaters die Rinderfarm, auf der er aufgewachsen war. Sie war durch Abholzung des Regenwalds und Überweidung zu nichts mehr zu gebrauchen und der Fotograf wusste nicht was anfangen damit. Seine Eltern hatten noch sieben Kinder grossgezogen, mit der Farm genügend Einkommen erwirtschaftet, um ihren sieben Kindern das Studium an der Universität zu finanzieren. Jetzt waren nur noch die Viehwege der früheren Rinderherden mit etwas Gestrüpp dazwischen weit ab von städtischem Gebiet, dass man hätte Villen und Mehrfamilienhäuser drauf bauen können. Das Land war unverkäuflich und konnte nicht verpachtet werden. Da sagte Salgados Frau Leila, studierte Architektin von Beruf: 


"Pflanz doch Bäume, dann ist dort wieder Regenwald."


Das erregte erst einmal Kopfschütteln, müdes Lächeln bei den Zuhörenden. Aber offenbar brachte niemand die üblichen Polemiken, die solch naive Vorhaben von Beginn an niederknüppeln, oder sie hatte eine Persönlichkeit, die darüber hinweg sah, sich durchsetzte gegen das ewige Das-Geht-Doch-Nicht, das aus der eigenen Beschränktheit vorgebrachte, Selbstvertrauen zerstörende Verhinderungsgeschrei, dem Kreative mit Gestaltungstrieb in der heutigen Gesellschaft ausgesetzt sind. Bei mir ist das schon so weit gekommen, dass ich gar nichts mehr mache, ausser jetzt diesen vor langer Zeit fast fertig geschriebenen Artikel zu Ende zu schreiben.

Leila Salgado ging in einen intakten atlantischen Regenwald und sammelte die Samen von 100 Bäumen. Ich denke, sie hat vorher einige Bücher und Berichte gelesen, um herauszufinden von welchen 100 Baumsorten sie die Samen nehmen musste. Der Rest, also Millionen von anderen Lebewesen, die ein natürliches Ökosystem ausmachen, würde mit der Zeit von selbst in das aufkeimende Regenwald-Paradies kommen.

Dass jemand vorher jemals, wie Leila, Samen in zig tausende Töpfe, diese nebeneinander aufstellt und giesst, konnte ich nicht glauben, als ich den Film sah. Angesichts der Energie, mit der sie vorging, wich bei anderen die Skepsis. Es kamen immer mehr Helfer und Helferinnen und pflegten die vielen Töpfe mit den Baumsamenkeimlingen, halfen beim Auspflanzen. Gegen Ende des Films sieht man den Fotografen Salgado, wie er unter mannshohen Bäumen sitzt, von dessen Blättern das Regenwasser auf ihn herunter tropfte. Er sagt:


"Wenn ich dann einmal sterbe, gehe ich vorher hier noch einmal durch den Regenwald, wie ich er in meiner Kindheit war."


Inzwischen hat Salgado die ehemalige Rinderfarm dem Staat Brasilien geschenkt, der einen Nationalpark daraus machte. Das war jetzt ein Beispiel für die Wiederherstellung einer natürlichen Landschaft. Da die Menschheit aber Essen braucht und Klimaschutz, muss man eine solche Renaturierung auch mit Kulturlandschaften machen. Klimaschutz und Ernährungssicherung lassen sich wahrscheinlich am Günstigsten mit der Regenerativen Landwirtschaft für degradierte landwirtschaftliche Böden machen. Das ist jetzt rein aus der Intuition heraus, weil ich in diesem Artikel die Regenerative Landwirtschaft erklären will. Wer es richtig machen will, stellt zuerst Berechnungen an, macht sich eine Liste, welche Massnahmen wie viele kosten und wieviel Verbesserungen, Erträge, etc. zu erwarten sind, sortiert sie so, dass man das, was am Günstigsten, Einfachsten und mit grösstem Nutzen zuerst machen kann, und fängt damit an. Spezialisten können dann gleichzeitig die schwierigeren, kleineren Sachen machen, und so weiter. 


  • Gestalten, einen Plan, ein Design erarbeiten (Architektin Leila Salgado).
  • Sich überlagen, was man machen kann, damit möglichst viel dann von alleine entsteht (Moderne Qualitätssicherung mit critical controlpoints, HACCP). 
  • Abschauen von der Natur und von dem, was bei der bisherigen Bewirtschaftung funktioniert und sich bewährt hat (Traditionelle, standortgerechte Landwirtschaft).
  • Schauen, was die Menschen, die dort leben brauchen für Wohlbefinden und Lebensunterhalt (z.B. Soziale Gemeinschaft und Wirtschaftssystem mit Unternehmen und Arbeitsplätzen, Konsum und Freizeit, Gärtnern, Handwerk und Handarbeit, Kunst, etc. )
  • Wirtschaftlichkeitsrechnungen, Szenariotechnik, Technikfolgeabschätzung, Expertenwissen, u.a.
  • Investoren für die Finanzierung.
  • Ausbildung von Fachkräften

Gegenwärtig halten reine Finanzgesellschaften, überwiegend aus traditionellen Agrarexportländer, also USA, Kanada und andere, die Schwarzerdeböden der Ukraine. Sie wurden von der ukrainischen Regierung subventioniert und hatten ihren Hauptsitz in Kiew, den sie mit Beginn des Krieges verliessen und sich nicht mehr kümmerten. Neben den grossen Betrieben in der Ostukraine übernahmen sie auch den Handel mit der Handelsware der bäuerlichen Betriebe. Letztes Jahr wurden Beschwerden laut aus Polen, dass das Getreide aus der Ukraine im Gegensatz zu den Abmachungen des Getreideabkommens, dort den einheimischen Produzenten durch tiefere Preise den Absatz weg nahm. Die Ernte 2022 war sehr gut, sodass die erwähnten Agrarhandelsgesellschaften vielleicht gar nicht motiviert waren, um das Getreide aus der Ukraine nach Afrika in die traditionellen Absatzmärkte zu verkaufen. Normalerweise werden Dünger, Saatgut und Arbeitsvorleistungen finanziert über die Warenterminbörse, an der spezialisierte Finanzfachleute mit Fachwissen tätig sind. Vor der Ernte kauft der Landwirt das Getreide wieder zurück, und verkauft es an seine Abnehmer. Offenbar gibt es im Finanzbereich das Unvermögen, reale Investitionen zu tätigen. Gerade in den traditionellen Agrarexportländer gibt es viele Chancen, Klima und Ernährung zu verbessern und dabei noch Geld zu verdienen, Geldanlegern Investitionen in nachhaltige, reale Investitionen anzubieten.



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